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Billy Elliot

Musical


Musik von Elton John 
Buch und Liedtexte von Lee Hall 
Nach dem gleichnamigen Film von Lee Hall (Drehbuch) und Stephen Daldry (Regie) 
Orchestrierung von Martin Koch

 

 

Inszenierung


Deutsche Erstaufführung (in Engl.): 29. Juni 2017 
Mehr! Theater am Großmarkt, Hamburg, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Patrick Hurley
  • Regie: Stephen Daldry
  • Choreografie: Peter Darling
  • Bühne: Ian MacNeil
  • Kostüme: Nicky Gillibrand
  • Licht-Design: Rick Fisher
  • Sound-Design: Paul Arditti

 

Besetzung:  

  • Billy: Adam Abbou / Elime Gooding / Haydn May / Lewis Smallman
  • Mrs. Wilkenson: Anna-Jane Casey
  • Billys Vater: Martin Walsh
  • Tony, Billys Bruder: Scott Garnham
  • Billys Großmutter: Andrea Miller
  • George: Leo Atkin
  • Mr. Braithwaite: Daniel Page
  • Billys tote Mutter: Nikki Gerrard
  • Der ältere Billy: Luke Cinque-White
  • Michael: Henry Farmer / Bradley Mayfield / Elliot Stiff/ Samuel Torpey
  • Debbie: Lilly Cadwallender / Evie Martin / Italia Ross
  • Ensemble: Tom Brainbridge, Deborah Bundy, Jack Butterworth, Luke Cinque-White, Donna Combe, Wayne Fitzsimmons, Abbie Louise Harris, Ruri James, Leon Kay, Kiera Marner, Charlie Martin, Kris Manuel, Barnaby Meredith, Ben Redfern, Amy Rhiannon-Worth, Phil Snowden, Rachel Spurrell, Sebastian Sykes, Milan van Weelden, Luke Zammit
  • Ballett-Girls: Irene Bakuva, Lucy Browne, Bonnie Burgess, Isobelle Chalmers, Gabrielle Ellis, Olivia Floydd, Pacha Green, Leah Jennings, Erin McIver, Macie O´Brien, Lily Patterson, Daniella Sloman, Lucy Summers, Nicola Turner, Acacia Villios, Soraya Walding, Andrea Webb, Anna William

 

 

Premierenchronik

GB UA 11. Mai 2005 Victoria Palace Theatre, London
USA EA 13. November 2008 Imperial Theatre, New York
D EA (in Engl.) 29. Juni 2017 Mehr! Theater am Großmarkt, Hamburg

 

 

Inhaltsangabe


Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund der politischen Auseinandersetzungen zwischen den Gewerkschaften und der konservativen britischen Regierung unter Maggie Thatcher in den 1980er Jahren. Billy, ein elfjähriger Junge in einer nordenglischen Kleinstadt, entdeckt zufällig sein Interesse am Tanz. Seine Familie, seit Generationen Bergwerker, ist seit einem Jahr im Streik, die finanziellen Mittel sind knapp, doch zumindest die Gebühren fürs wöchentliche Box-Training erhält er. Billy weiß, dass Ballett nicht ins Männerbild seiner Familie passt, auch er selbst muss sich erst an den Gedanken gewöhnen, ist er doch der einzige Junge unter lauter Mädchen. So hält er es gegenüber seinem Vater geheim, als er beginnt, das Geld für den Ballett-Unterricht zweck zu entfremden.

Seine Lehrerin, Frau Wilkenson, erkennt schon bald, dass in Billy möglicherweise ein Talent zum Profi-Tänzer steckt – und intensiviert ihr Training, speziell für ihn, unabhängig von der Bezahlung. Schließlich bietet sie ihm an, ihn mit nach London zu nehmen, um ihn dort vortanzen zu lassen. Nun kann Billy sein Tun der Familie nicht länger verheimlichen. Diese reagiert erwartungsgemäß heftig und ablehnend, so dass der Junge seinen Unterricht bei Wilkenson beendet.

Es vergehen einige Monate, in denen die politische Konfrontation immer angespannter und gewalttätiger wird. Die Londoner Regierung will unbedingt die Schließung der Zechen durchsetzen. Eines Abends sieht Billys Vater, wie sein Sohn – in sich versunken – allein im leeren Saal des Gewerkschaftshauses tanzt, begreift dessen Glücksgefühle dabei und entdeckt, ein Kind zu haben, das völlig anders ist als er selbst und der ältere Bruder. In Erinnerung an seine verstorbene Ehefrau beschließt er, seinen Sohn trotz seiner schwer begreiflichen Leidenschaft, nach Möglichkeit zu unterstützen. Er lässt sich von Frau Wilkenson bestätigen, dass Billy ein tänzerisches Talent ist, sammelt unter seinen Bergbaukumpels das Geld für die Fahrt nach London und fährt mit ihm zur Aufnahmeprüfung an die Staatliche Ballettschule. Zwei Welten begegnen einander, die unterschiedlicher kaum sein können.

Während der Streik schließlich verloren geht, die Gemeinschaft der Arbeiter zerschlagen wird, warten Billy und seine Familie auf eine Nachricht aus London. Als sie eintrifft, ist der Jubel groß. Er ist aufgenommen. Billy packt die Koffer, verabschiedet sich von allen, die ihm nahestehen, besteigt den Bus und bricht auf in ein anderes Leben.

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken

 
"Als Elton Johns Musical-Adaption von Stephen Daldrys Erfolgsfilm ´Billy Elliot´ 2005 im Londoner Victoria Palace Theatre seine Uraufführung erlebte, sparten die englischen Kritikerkollegen nicht mit Superlativen und erklärten das Stück kurzerhand zum ´Best British Musical of the Decade´. Und tatsächlich sollte ´Billy Elliot´ bis heute das einzige englische Stück bleiben, das den neuen amerikanischen Blockbuster-Importen wie ´Wicked´, ´Jersey Boys´ oder ´Aladdin´ Paroli bieten und an die großen britischen Erfolge der 1980er und 90er anschließen konnte. Elf Jahre und rund 5000 Vorstellungen später wurde das Musical von seinen treuen Fans tränenreich aus dem West End verabschiedet, um fortan als leicht abgespeckte Tournee durch Irland und das Vereinigte Königreich zu ziehen. Und man muss Mehr! Entertainment dankbar sein, dass diese denkwürdige Produktion nun zumindest auch für eine kurze Laufzeit in Hamburg im englischen Original zu erleben war. 

Denn sind wir ehrlich: Im Grunde lässt sich diese urenglische Geschichte kaum verlustfrei aus dem Geordie-Akzent in eine andere Sprache übersetzen. Das machten auch die deutschen Übertitel im etwas steril wirkenden Theater am Großmarkt deutlich, welche den teilweise alles andere als jugendfreien Texten - die der Londoner CD einen ´Parental Advisory´-Aufkleber einbrachten - nicht immer ganz gerecht wurden oder sie sogar ab und zu verschlimmbessert zu entschärfen versuchten. Gerade diese oft schonungslose Authentizität und Ehrlichkeit ist es aber, die das Stück über viele andere Musicals der letzten Jahrzehnte hinaushebt. Der Dialekt dient hier keineswegs der Komik, wie etwa bei den Thénardiers aus ´Les Misérables´, sondern definiert klar das soziale Umfeld, in dem der kleine Billy im nordenglischen Easington aufwächst: eine Kleinstadt, in der das örtliche Kohlekraftwerk zu den Hauptarbeitsgebern zählt, dessen Beschäftigte mit einem Streik gegen den von Maggie Thatcher verordneten Sparkurs und die drohende Schließung kämpfen. [...]

´Billy Elliot´ schickt den Zuschauer durch ein Wechselbad der Emotionen, zeichnet ein mehr als realistisches Bild der britischen Arbeiterklasse und drückt dabei zuweilen hemmungslos auf die Tränendrüse. Nur, um dann sofort wieder einen erlösenden Lacher hinterher zu schicken.

[...] minutenlange stehende Ovantionen."

Tobias Hell: What we need is individuality!, "Billy Elliot" als Deutschlandpremiere im Theater am Großmarkt in Hamburg. In: blickpunkt musicals, Ausgabe 90 (05/17), September-November 2017, Seite 22-24.

 

"Nein, eine Wohlfühlstätte ist das Mehr! Theater am Großmarkt in Hamburg nicht. Eingerichtet vor gut zwei Jahren von der Firma Mehr! Entertainment mit Sitz in Düsseldorf nach dem Umbau einer vormaligen gigantischen Blumenhalle, befindet sich die Spielstätte nördlich der Elbe im etwas abseitigen Nutzungsbereich des Hafens, östlich der neuen Elbphilharmonie. Doch anders als die Stage-Entertainment-Paläste gegenüber den Landungsbrücken erwartet die Gäste weder ein Elbblick noch die Überfahrt mittels Barkassen-Shuttle. Im Gegenteil: Das Theater liegt für die Besucher ohne PKW verkehrstechnisch außerordentlich ungünstig und bietet mit einem asphaltierten Großparkplatz vor dem Eingang eine wenig anheimelnde Kulisse, zu der die beiden Buden mit Pommes und Currywurst zur kulinarischen Beköstigung der Gäste passen. Im pechschwarz gehaltenen Innenbereich mit dem gediegenen Charme einer Mehrzweckhalle werden üblicherweise Gastspiele der unterschiedlichsten Art geboten, von ´Circus Meets Afrika´ bis zu Otto Waalkes. 

Dort gastierte ab 29. Juni für dreieinhalb Wochen die britische Tourneeversion des Ausnahme-Musicals ´Billy Elliot´ von Lee Hall (Text) und Elton John (Musik). Und es war, als hätte ich die Show noch nie gesehen: Man sitzt im Zuschauerraum und ist schlicht fassungslos angesichts des Könnens der Kinder, nicht so sehr im Hinblick auf die separaten Leistungen im Gesang oder Tanz (die an sich schon spektakulär sind), sondern in der Kombination mit dem Schauspiel, bei Kindern zweifellos die schwierigste Disziplin, deren Beherrschung jedoch für die Glaubwürdigkeit der Darstellung unerlässlich ist, zumal die Titelfigur in fast jeder Szene auf der Bühne steht. [...]

Noch immer beeindruckt die grandiose Qualität der Erzählung, die dramaturgische Geschichlichkeit, mit der die beiden Handlungsstränge in gegenläufiger Dynamik geführt und ineinander verwoben werden. [...] Das Ensemble war insgesamt prachtvoll, jede/jeder Einzelne ein der sozialen Wirklichkeit glaubhaft entnommener Charakter. [...] 

Verzaubert und emotional hin und her geschüttelt dankte das gut gefüllte Auditorium den Darstellern mit stehenden Ovationen. Dann trat man wieder hinaus auf den Parkplatz, und eilte zu irgendeiner Bushaltestelle, um diesen unwirtlichen Ort auf das Schnellste wieder zu verlassen..."

Wolfgang Jansen: Billy Elliot, Die britische Tourneeproduktion in Hamburg. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 186, August/September 2017, Seite 39-40.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Billy Elliot", The Musical. Original Cast Recording London, Polydor 2005, 987 521-6 (1xCD).

 

DVD / Video

  • "Billy Elliot", The Musical, Live from London´s West End, Universal 830 064 6, 2014 (DVD).

 

 

Kommentar

 

Die deutsche Erstaufführung war ein Gastspiel der UK-Tour. Zur Aufführung kam die englische Originalversion mit deutschen Untertiteln.  

Eine originale Cast-Aufstellung des Gastspiels liegt bislang nicht vor. Die Besetzung ist der zeitgenössischen Berichterstattung entnommen.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Billy Elliot". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 12. Juli 2020.