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Brigadoon

Musical


Musik von Frederick Loewe
Buch und Liedtexte von Alan Jay Lerner  
Deutsch von Robert Gilbert

 


Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 10. Mai 1980
Badisches Staatstheater Karlsruhe, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Musikalische Leitung: Charles B. Axton
  • Inszenierung: Werner Saladin
  • Choreographie: Madeleine Bart
  • Bühnenbild: Heinz Balthes
  • Kostüme: Heidi Schürmann
  • Chöre: Hans Werner Horn


Besetzung:

  • Tom Albright: James Brookes
  • Jeff Douglas: Walther K. Stein
  • Archie Beaton: Alfred Querbach
  • Harry Beaton: Pierre Tavernier
  • Angus MacGuffie: Karl-Heinz Haack
  • Mr. MacLaren: Günter Kasch
  • Jean MacLaren: Colleen Besett
  • Fiona MacLaren: Dagmar Strobel
  • Meg Brockie: Gabriele Ramm
  • Charlie Dalrymple: Hans-Jörg Weinschenk
  • Mr. Lundie: Kurt Müller-Graf
  • Maggie Anderson: Florence Vidoni
  • Jane Ashton: Heidrun Müller-Graf
  • Frank: Frank Scholze
  • Stuart Dalrymple: Günter Nowak
  • Sandy Dean: Hans Felke-Brunken
  • Einwohner von Brigadoon: Corps de ballet - Elisabeth Henry, Melinda Lewis, Pascale Michelet, Aina Reijerink, Barbara Roberts, Elke Walter, Richard Roberts, Elke Walter, Richard Buscato, Marek Jagiello, Frederik Lazzarelli, Francis Meylemans, Pascal Sani, Erich Schmitt
  • Dudelsackpfeiffer: Gerrit Rait, Andreas Baum, Harald Gründler, Willi Heger, Berhard Jäger, Reinhad Klett, Volker Klett
  • Trommler: Klaus Moosig / Stefan Hofmann

 

 

Premierenchronik

USA UA 13. März 1947 Ziegfeld Theatre, New York
GB EA 14. April 1949 His Majesty's Theatre, London
D Dspr. EA 10. Mai 1980 Badisches Staatstheater, Karlsruhe
A EA 1. Dezember 2019

Volksoper, Wien

 

 

 

Inhaltsangabe

 
Tommy Albright und Jeff Douglas, zwei New Yorker um die 30, sind auf einem Jagd- und Wanderausflug in den schottischen Highlands. Tommy versucht sich über die Beziehung zu seiner Verlobten Jane klarzuwerden, während Jeff, trinkfreudig wie er ist, sich seinem Freund einfach angeschlossen hat. Im Nebel verrirren sie sich im unwegsamen Gelände, folgen schließlich einem fernen menschlichen Gesang und erreichen ein idyllisch-verschlafenen Dörfchen - Brigadoon. Dort wird die Hochzeit von Jean und Charlie vorbereitet, und dort trifft Tommy Jeans Schwester, Fiona, und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Nach und nach kommen die beiden Amerikaner auch dem Geheimnis des Örtchens auf die Spur, das auf ihren Karten nicht verzeichnet ist. Sie befinden sich im Jahr 1747. Vor zwei Jahrhunderten (nach der Zeitrechnung von Tommy und Jeff) seien Hexen im Anmarsch gewesen, so erzählt ihnen der Schulleiter. Da diese mit dem Bösen im Bunde gewesen seien, habe der Dorfgeistliche um das Seelenheil der Bewohner gefürchtet. Zum Schutz habe er Gott um ein Wunder gebeten. Dieses sei auch sofort eingetreten: Brigadoon verschwand aus der Zeit und war damit nicht mehr erreichbar für die Hexen. Nur einen Tag alle 100 Jahre taucht es wieder auf, ohne dass die Bewohner die Zeitverschiebung real erleben. Für sie beginnt einfach ein neuer Tag. Und gerade an so einem Tag sind Tommy und Jeff ins Dorf gekommen. Mit dem Wunder verbunden sind freilich ein paar Regeln: Kein Bewohner darf das Dorf verlassen, sonst verschwindet Brigadoon für immer in der Ewigkeit. Von außen kann man tagsüber ins Dorf, muss es jedoch vor Mitternacht wieder verlassen. Bleiben und damit Teil des beschützenden Wunders zu werden, können nur diejenige, die jemand aus dem Dorf über alles lieben.

Harry Beaton, von unerfüllter Liebe zu Jean gequält, stört die Hochzeitsfeier und droht, das Dorf verlassen zu wollen. Er rennt auch sofort los, verfolgt von den Hochzeitsgästen, die ihn aufzuhalten suchen, um weiter zu leben. Harry stürzt in der Dunkelheit des Waldes über das ausgestreckte Bein von Jeff, prallt mit dem Kopf gegen einen Felsen und ist sofort tot. Die Dorfgemeinschaft trauert. Allmählich wird es Abend. Der Zeitpunkt rückt näher, an dem das Dorf wieder aus der Zeit fällt. Tommy ist hin und her gerissen, ob er in Brigadoon bleiben oder wieder nach New York zurückkehren soll. Jeff überredet ihn zur Rückkehr, doch in New York lässt ihn die Sehnsucht nach Fiona nicht los. Er kehrt seiner Verlobten den Rücken, reist wieder in die schottischen Highlands und erwirkt durch seine starke Liebe, dass Brigadoon kurz wieder im Nebel des Hochmoores erscheint und er zu Fiona hinübereilen kann.

(Klaus Baberg, Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken


"Zugegeben, die Musik ist sehr schön. Einiges im Broadway-Stil, doch das meiste klingt recht echt schottisch, und manche Melodie geht ins Ohr. Auch ist das Ballett sehr gekonnt in die Handlung integriert; Jean und ihr abgewiesener Freier Harry sind Tanzrollen, Chor und Ballett stellen in Markt-, Hochzeits- und Trauerzugsszenen in lockerer Mischung die Dorfleute dar. Die Dialoge aber lassen Rückwärts-Utopie hören, als das Leben noch in Ordnung war, die Männer tüchtig, die Frauen züchtig, auch wenn sogar die Soubrette ein ziemlich unkeusches Mundwerk führen darf.

Mag sein, daß eine andere Aufführung einen positiveren Eindruck von ´Brigadoon´ machen könnte; die deutsche Erstaufführung von Werner Saladin am Badischen Staatstheater Karlsruhe verstärkt nur das Gefühl des Eskapismus. Niedliche Häuschen auf der Drehbühne, schaffen eine Minidomm-Idylle, über der eine freundliche Sonne oder ein goldener Vollmond leuchtet, und dazwischen ist es auch manchmal schaurig-gespenstisch. Die ungeliebten USA erscheinen im Charme einer Bar der fünfziger Jahre, aus der man auf Wolkenkratzer blickt. Fern, unreflektiert, klischeehaft wirkt das Treiben der braven Leute in weitem Rock und feschem Kilt, daran konnten auch die guten Hauptdarsteller aus allen Sparten nichts ändern."

Britta Lüttringhaus: Heimweh nach Träumen, Lerner / Loewe-Musical: "Brigadoon". In: Die Deutsche Bühne, Theatermagazin, Heft 6, Juni 1980, Seite 34.

 

"Auf dem europäischen Kontinent dagegen blieb das Stück ungespielt. Mag sein, daß die nicht eben glücklich gelungene Verfilmung die Theater abschreckte; mag aber auch sein, daß das Sujet ihnen zu düster, zu gespenstig, zu traurig erschien. Jedenfalls: Karlsruhe wagte den ersten Schritt - und brach ein.

Am Stück jedoch kann es allein nicht liegen. Das hat eine zwar wirklich etwas bedrückende, aber auch anrührende, märchenhaft-sentimentale Handlung. [...]

Happy End? Keineswegs! Und da beginnen denn die Beanstandungen, die sich weitgehend auf die Regie beziehen. Daß das Stück nicht mit einem lebhaften Schlußpunkt endet, ist Schuld der Verfasser. Aber ob man einen Abend so diffus einfach auströpfeln lassen darf, wie Regisseur Werner Saladin dies getan hat, erscheint mehr als fraglich. Die Inszenierung zeichnete sich durch eine große Zahl solcher ´Löcher´ und Fehlstellen aus. Schon der Beginn der Aufführung war nicht weniger farblos, und es dauerte lange, bis dann die Vorstellung überhaupt einmal ´auf Touren´ kam.

Da endeten Szenen durch einfaches Ausknipsen des Lichtes und ohne wirkungsvolle Abrundung. Oder aber - umgekehrt - Saladin gab um eines effektvollen Schluß-Tableaus willen nach einer gelungenen Gewitter-Szene sein Konzept auf und ließ den ganzen Chor zum Finale an die Rampe - und damit in den strömenden Bühnen-Regen eilen. Immer wieder versank das Geschehen in Beliebigkeit und Indifferenz, wenn sich die Regie nicht gerade in schiere Routine flüchtete - wie in den unsäglich betulich-hausbackenen Dialogen mit dem schulmeisterlichen Märchenonkel Mr. Lundie (von Kurt Müller-Graf an den Rand der Karikatur chargiert). [...]

Was half es da, daß das Orchester, angeleitet von Charles B. Axton, bisweilen bezwingenden Swing produzierte und die herrlichen Folklorismen der Partitur mit Einfühlung, bisweilen auch mit Gefühligkeit ausspielte? Was half es, daß die Dudelsackbläser, allen voran der brillante Gerrit Rait, authentische Stimmung verbreiteten? Und was half es, wenn das ausgiebig eingesetzte Ballett mit einigen (von Madeleine Bart) hübsch gemachten, volkstanzähnlichen Einlagen aufwarete? Es half nur wenig."

Rüdiger Krohn: Zwischen Märchenspiel und Musical, Deutschsprachige Erstaufführung von "Brigadoon" im Staatstheater. In: Badische Neueste Nachrichten, Nr. 110, 12. Mai 1980.

 

"So kehren die zwei Freunde noch einmal nach Schottland zurück, wo Tom den verwunschen-versunkenen Ort Brigadoon wiederfindet, ´denn wenn man richtig liebt, ist alles möglich, sogar ein Wunder´, während Jeff, der Ungläubige, staunend zurückbleibt.

Wie der Librettist Lerner es verstanden hat, Traum und Wirklichkeit zu verbinden, so gelang dem Komponisten Loewe die Integration schottischer Folklore, lyrisch-sentimentaler Oper und schlagerträchtiger Broadway-Melodien. Erwähnt seien in diesem Zusammenhang nur das volksliedhafte ´Der, auf den ich warte´, das Madrigal ´Komm zu mir, bleib bei mir´ und der zum Evergreen gewordene Song ´Das ist fast so, als wär ich verliebt´. ´Brigadoon´ wurde seinerzeit zum ´besten Musical des Jahres´ erklärt, und erhielt den Kritiker-Preis ´Drama Critics Circle Award´, den bis 1947 nur Schauspiele erhielten. Dennoch dauerte es über drei Jahrzehnte, bis das Musical jetzt den Weg auf eine unserer Bühnen fand. Es wurde übrigens überhaupt noch nie auf dem europäischen Kontinent gezeigt.

Vater des Karlsruher Erstaufführungs-Erfolges war nicht zuletzt der ´koordinatorische Fachberater´ Charles B. Axton, Spezialist für musical-gerechte Theaterproduktionen auf unseren Bühnen, der die deutsche Fassung von Robert Gilbert betreute. Die Voraussetzungen für die mit reichem Beifall bedachte, sehens- und hörenswerte Aufführung schufen bereits der Bühnenbildner Heinz Balthes und die Kostümbildnerin Heidi Schürmann. Auf einer Drehbühne war Brigadoon sozusagen als Spielzeugstadt aufgebaut, hinter Gaze-Schleier vollzogen sich märchenhafte Übergänge von der Wirklichkeit zum Traum und umgekehrt."

Dieter Schnabel: Europäische Premiere des Musicals "Brigadoon" in Karlsruhe, Das 30 Jahre alte Werk des "My fair Lady"-Gespanns Loewe und Lerner auch bei der deutschen Erstaufführung ein Erfolg. In: Heilbronner Stimme, 13. Mai 1980.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Brigadoon". Original Broadway Cast, Einspielung im Lotus Club, New York, am 19. und 23. März 1947, ursprünglich veröffentlicht auf 5 Schelleck-Platten, digitally remastered und neu herausgebracht 1988, RCA Victor 1001-2-RG (1xCD).
  • "Brigadoon". Studio-Einspielung, London 1992, EMI-Records, Broadway Angel, CDC 7 54481 2 (1xCD).
  • "Brigadoon". Live-Gesamtaufnahme, Volksoper Wien, 2019. Hitsquad CD 668437. (2xCD).

 

Video /DVD

  • "Brigadoon", Verfilmung mit Gene Kelly und Cyd Clarisse, USA 1954, auf DVD von Warner Home Video 2005. (1xDVD)

 

Literatur

  • Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Erzählung, Paderborn: Salzwasser 2013.

 

 

Kommentar

 

Das Musical beruht auf der Erzählung "Germelshausen" von Friedrich Gerstäcker (Erstauflage 1859), was bei der Uraufführung aber unerwähnt blieb.

Die Übersetzung von Robert Gilbert geht relativ frei mit der Originalfassung um, so wurden selbst die Namen der Figuren geändert.

Die österreichische Erstaufführung war eine halbszenische Inszenierung in englischer und deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Brigadoon" [Karlsruhe]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 15. August 2022.