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Feuerwerk

Musikalische Komödie


Musik von Paul Burkhard 
Buch von Erik Charell und Jürg Amstein 
Gesangstexte von Jürg Amstein und Robert Gilbert
Nach einem Lustspiel von Emil Sautters  
Den "Obolsky-Marsch" komponierte Martin Velin

 

 

Inszenierung


DDR-Erstaufführung: 3. Dezember 1954
Metropol-Theater, Berlin, DDR
 

  • Regie: Wolfgang E. Struck
  • Musikalische Leitung: Erich Großmann
  • Bühnenbild und Kostüme: Wolf Leder
  • Choreografie: Anni Peterka
  • Chöre: Martin Kirchner


Besetzung:

  • Albert Oberholzer, Fabrikant von Gartenzwergen und Muscheln: Jean Bergmann
  • Karline, seine Frau: Bella Waldritter
  • Anna, beider Kind: Beatrix Kujan
  • Gustav Oberholzer, Preußischer Regierungsrat aus Bingen am Rhein: Rudi Schiemann
  • Paula, seine Frau: Jola Siegl
  • Heinrich Oberholzer, Oberlehrer und Leutnant d. Res., kommend aus Küstrin: Gerhard Frickhöffer
  • Lisa, seine Frau: Cordy Milowitsch
  • Fritz Kraxlhuber, Besitzer einer Kleinkäserei mit Landwirtschaft: Gerd Niemar
  • Berta, seine Frau / geborene Oberholzer: Hannelore Fabry
  • Alexander Oberholzer, genannt Obolsky, Direktor eines mittleren Zirkusunternehmens: Alfons Schienemann
  • Iduna, seine Frau, Zirkusreiterin: Charlotte Biewald
  • Robert, Gärtner: Hugo Mayer-Gänsbacher
  • Josef, Büroangestellter: Bernhard Wegner
  • Kati, Dienstmädchen im Hause des Fabrikanten Oberholzer: Erika Grajena
  • ein echt ungarischer Stallmeister: Franz Pollandt

 

Solotänze:

  • Rita Zabekow, Helga Wasmer-Witt, Hannelore Ziegler, Walter Schales, Felix Steffan, Rolf Gelewski

 

 

Premierenchronik

D UA 16. Mai 1950 Theater am Gärtnerplatz, München
GB EA 2. April 1952 Old Vic, Bristol
A EA 15. Mai 1952 Theater in der Josefstadt, Wien
DDR EA 3. Dezember 1954 Metropoltheater, Berlin

 

 

Inhaltsangabe


"Es trägt sich folgendes zu: große Geburtstagsfeier bei Spießbürgers mit Napfkuchen und Ständchen. In diese Gesellschaft platzt das schwarze Schaf der Familie hinein, der verlorene Bruder und nunmehrige Zirkusdirektor. Einer vom Zirkus! Man nimmt sozusagen geistig die  Wäsche von der Leine, zumal auch noch eine zirkusreitende Gemahlin auftaucht und mit ihrem Gesang vom Papa, dem wunderbaren Clown, die vom Kalk ergrauten Köpfe verdreht. Nur Anna läßt sich von dem Feuerwerk der ach so freien Zirkusluft, das da in die Familie hineingesprüht ist, blenden. Sie will zum Zirkus, beziehungsweise zu dem recht passabel aussehenden Onkel Zirkusdirektor. Soweit der erste Akt. Der zweite: Anna träumt vom Zirkus und arbeitet im Schlafe parodistisch, indem sie Onkel und Tanten als Clowns und wilde Bestien auftreten läßt. Schluß: Happy-end im Kurzformat. Man begrügt sich mit dem Zirkus der Liebe im Hause."

(aus: H. Schnell: "Feuerwerk" im Metropol-Theater Berlin. In: Neues Deutschland, Organ des Zentralkomitees der sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Nr. 301, 24. Dezember 1954)

 

 

Kritiken


"Im ´Metropol´ hat man sich der netten Nichtigkeit, die immerhin die Vorzüge hat, einigermaßen geschmackvoll und sauber in der Tendenz zu sein, mit Können und spürbarer Freude angenommen. Aus der Nichtigkeit ist ein Etwas geworden, ein fröhliches überdies.

Wolf Leder, in diesem Genre als Bühnenbildner und Ausstatter unerreicht, hat Schauplätze und Kostüme geschaffen, die eine reine (Revue-)Freude sind. Seinen Gartenzwergen ein Sonderlob.

Wolfgang E. Struck hat die Sache inszeniert. Ich muss gestehen: als nach einer kurzen Ensemble-Introduktion Erika Grajena ihr Köchinnen-Couplet so schwungvoll und lustig ´hinlegte´, daß der erste starke Szenenapplaus kam, da fürchete ich, Schwung und Tempo der Inszenierung seien überzogen, es seien weiteren Steigerungen nur nach beträchtlichen Strecken Ödlands möglich. Ich hatte mich getäuscht. [...]

Jedenfalls hat das ´Metropol´ wieder ein Zugstück. Es wird noch viele Berliner erfreuen, die mal einen Abend unbeschwert lachen und sich vergnüglich entspannen wollen."

Fritz Erpenbeck: "Feuerwerk" von Erik Charell und Paul Burkhard im Metropol-Theater Berlin. In: Theater der Zeit, Heft 1, Januar 1955, seite 51-53.

 

"Ein Hoch der theatralischen Pyrotechnik, wenn sie optisch und akustisch so voller Einfälle und Ueberraschungen steckt wie die zirzensische Revue-Operette ´Feuerwerk´. Das Metropol-Theater war gut beraten, als es sich entschloß, mit dem Abbrennen dieses klingenden, launigen Feuerwerks schon lange vor dem Jahreswechsel zu beginnen. In diesem Falle wird nämlich die Wirkung weit länger anhalten als bei richtigen Knallkörpern. Die alte Metropol-Tradition des aufwandreichen ´Sehstücks´ ist angesichts der unzulänglichen bühnentechnischen Voraussetzungen des Hauses im bestmöglichen Rahmen verheißungsvoll wieder aufgelebt. [...]

Die Musik ist dem Parodie-Charakter der Handlung angemessen. Wie der Weltschlager ´O mein Papa´ mit seiner rührseligen, aber ins Ohr gehenden Intonation zeigt, verfügt der Komponist Paul Burkhard als geschmackvoller Könner über die hier unentbehrlichen melodischen Einfälle und baut seine Ensembles mit durchaus anspruchsvollen Akzenten auf. Streckenweise ist die musikalische Substanz allerdings dünn."

H.L.: Vorsilvesterliches Feuerwerk, Berlin amüsiert sich im Metropol-Theater über einen Treffer der leichten Muse. In: Neue Zeit, Tageszeitung der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Nr. 286, 8. Dezember 1954.

 

"Zirkusluft ist auch ein gutes Theaterparfüm. Der Mensch im sicheren Fauteuil liebt es, die Kühnen zu sehen, die sich allabendlich lächelnd in Gefahren stürzen. Er liebt die freundliche Täuschung und den Paukenschlag aufs Zwerchfell. Er vertraut sich lustvoll dem Mimen an, der die Reputation in der Garderobe gelassen hat und, allein auf die Schaukel des Allzumenschlichen gestellt, das Weise und das Banale kunstvoll verheddert, der mit Staunen, Furcht und Lachen den Staub des Alltags aus den Gehirnen schüttelt. Was wäre Shakespeare ohne den Clown; was wäre der Clown ohne Shakespeare! [...]

Das ´Feuerwerk´, an dessen Herstellung nach einer schweizerischen Posse Erik Carell, Jürg Amstein und der Komponist Paul Burkhard beteiligt waren, hat an vielen Bühnen und nun auch am Metropol-Theater eine Welle komödiantischer Improvisation ausgelöst. Es wird anscheinend überall anders gespielt. Über das pausenlose Lachen hinaus, das kein absoluter Wertmesser für die Arbeit eines Operettentheaters ist, freute uns am meisten der Beweis, daß auch hier diese Improvisation voll vorhanden ist. Es ist nämlich die Kehrseite des ´Regisseur-Theaters´, daß es der Einheit in Auffassung und Wiedergabe den Trieb des Schauspielers zur Gestaltung aus der reinen Spielfreude geopfert hat. [...]

Man kann nur hoffen, daß die Darsteller die lange Serie mit dem gleichen Eifer durchhalten werden, der die Premiere zu einem Schmuckstück machte. Uns ist im Ernst der letzten Jahrzehnte so viel von der uns eingeborenen Fröhlichkeit abhanden gekommen, daß wir die Art, wie das ´Feuerwerk´ im Metropol-Theater herausgebracht wurde, als eine echte Aufbautat des Berliner Theaters bezeichnen dürfen."

J.W.: Eh là hopp im Metropol, "Feuerwerk" und eine glänzende Inszenierung von Wolfgang E. Struck. In: Berliner Zeitung, Nr. 288, 11. Dezember 1954.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahme

  • "Das Feuerwerk". Aufführungsmitschnitt vom 16. Mai 1950 in München, Gesamtaufnahme ohne Dialoge, Dirigent: Paul Burkhard, Serie "Historische Tondokumente", Line Music Hamburg 2014, LMS 5.01871. (2xCD)
  • "Der schwarze Hecht". Live-Aufnahme aus dem Corso-Theater Zürich, aufgenommen am 29./30. August 1981. Schweiz 1989, Tudor Recording 815.

 

Literatur

  • Philipp Flury, Peter Kaufmann: "O mein Papa...", Paul Burkhard, Leben und Werk. Zürich: Orell Füssli 1979.
  • Wolfgang Jansen: Wolf Leder - seine Fantasie gab den Revuen den Glanz. In: Galerie Haus am Lützowplatz Berlin (Hrsg.): Von der Plaza zum Friedrichstadtpalast, Wolf Leder: Bühnenbilder und Kostüme. Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung 1992.
  • Marianne Gilbert: Das gab´s nur einmal, Verloren zwischen Berlin und New York. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Renate Orth-Guttmann, Zürich: Diogenes 2007.
  • Joachim Schlör: Leerstelle Berlin 1951, Robert Gilbert und die Folgen der heillosen Jahre. In: Nils Grosch, Wolfgang Jansen (Hrsg.): Zwischen den Stühlen, Remigration und unterhaltenden Musiktheater in den 1950er Jahren. Münster u.a.: Waxmann 2012, Seite 87-113.
  • Christian Walther: Robert Gilbert, Eine zeitgeschichtliche Biografie. Frankfurt a.M.: Peter Lang 2016.

 

 

Kommentar


"Feuerwerk" ist eine Adaption der Musikalische Komödie "Der Schwarze Hecht" von Paul Burkhard, Text von Jürg Amstein, uraufgeführt am 1. April 1939 im Schauspielhaus Zürich. "Der Schwarze Hecht" wiederum basiert auf dem Dialektlustspiels "De sächzgischt Giburtstag" von Emil Sautter, uraufgeführt 1925 am Zürcher Stadttheater.

1954 wurde "Feuerwerk" erstmals verfilmt.

Die britische Fassung trug den Titel "Oh, My Papa!".

Die Namen der Artisten, die im Zirkus-Bild auftraten, blieben im Premieren-Programmheft des Metropoltheaters unerwähnt.

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Feuerwerk" [Berlin]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 28. Oktober 2020.