Sie sind hier: Startseite Inhalte Keep Smiling

Keep Smiling


Musik von Peter Reber 
Buch von Hans Gmür 
Liedertexte von Hans Gmür und Max Rüeger

 


Inszenierung


Uraufführung: 18. September 1982
Opernhaus Zürich, Schweiz
 

  • Musikalische Leitung: Charly Schneider
  • Regie: Jörg Schneider
  • Bühnenbild: Max Röthlisberger 
  • Kostüme: Jan Skalicky
  • Chöre: Erich Widl
  • Choreographie: Norberto Mas / Rudolf Budaváry


Besetzung:

  • Vera Egli, Sängerin im Variété-Theater "Corso-Palais": Susanne Peter
  • Wolf Paulsen, Conférencier und Komiker im "Corso Palais": Eduard Linkers
  • Rusterholz, Inspizient und Mädchen für alles im "Corso-Palais": Otto Dornbierer
  • Fritz Wehrli, Graphiker, zur Zeit im Militärdienst: Rudolf Bissegger
  • René Haller, Direktor des "Corso-Palais": Inigo Gallo
  • Hilde Bertram, genannt "Beverl-Hildeli", Garderobiere: Ingeborg Fanger
  • Hansheiri Hungerbühler, Rentner: Paul Bühlmann
  • Otto Frei, sein Freund: Peter W. Staub
  • Serviertochter im Café "Du Lac": Heidi Diggelmann
  • Dr. med. Fritz Heberlein: Robert Bichler
  • Eva Korngold: Angelika Milster
  • Herr Knecht, Beamter der Fremdenpolizei: Lorenz Wüthrich
  • Korporal Gröbli, Unteroffizier im Lager Gyrenbad: Fritz Peter
  • Wachtmeister Grimm, Unteroffizier im Lager Gyrenbad: Rudolf Ruch
  • Feldwebel Grollmund, Unteroffizier im Lager Grynbad: René Rohr
  • Ein Ballettmeister: Rudolf Budaváry
  • Eine Krankenschwester: Heidi Diggelmann
  • Ein Arzt: Heiner Hitz
  • Ein Pianist: Kurt Hacker
  • Ernst R. Berner, Einmann-Redaktor der "Schweizer Filmzeitung": César Keiser

 

 

 

Premierenchronik

CH UA 18. September 1982 Opernhaus, Zürich

 

 

 

Inhaltsangabe


"Corso-Theater in Zürich. Im Herbst 1942 steckt dieses traditionsreiche Etablissement, das sich seit der Jahrhundertwende mit Variété-Programmen, Operetten, Revuen die Gunst des Zürcher Publikums zu erhalten wusste, in Schwierigkeiten. Seit Kriegsbeginn bleiben die internationalen Stars immer mehr aus, die Hälfte der Orchestermusiker ist ständig im Militär, und als jetzt auch noch eine Sängerin namens Kitty Summers, für die bereits Aufenthalts- und Auftrittsbewilligungen da sind, kurzfristig absagt, muss Direktor Haller seinem Ensemble mitteilen, dass die nächste Revue vermutlich nicht wird herauskommen können.

Der Conférencier Paulsen - wie viele seiner Zunft ein Emigrant aus Österreich - wüsste allerdings einen mehr als vollwertigen Ersatz für die ausgebliebene Sängerin: Seit kurzem soll sich der berühmte jüdische Tenor Joseph Schmidt als Flüchtling in der Schweiz befinden. Paulsen und der junge Bühnenbildner Wehrli versuchen Joseph Schmidt zu finden. Ein befreundeter Arzt bringt sie mit Eva Korngold zusammen. Die junge Frau ist mit Schmidt in Frankreich aufgetreten und gemeinsam mit ihm in die Schweiz geflohen. Hier hat sie ihn allerdings aus den Augen verloren. Sie weiß nur, dass er in irgendein Auffanglager gekommen ist. Wehrli verspricht, ihn zu suchen und sich - Schmidts Gesundheit ist angeschlagen - um seine Entlassung aus dem Lager zu bemühen. Eva ist ihm auf Anhieb sympathisch. Er macht den Vorschlag: Könnte sie nicht unter dem ´Künstlernamen´ Kitty Summers - und vor allem mit deren Arbeitsbewilligung - in der nächsten Corso-Revue auftreten? Die Idee gefällt. Mit Hilfe von Ernest Berner, Redaktor der Schweizer Filmzeitung, wird sie in die Tat umgesetzt.

Unglücklicherweise bekommen zwei Mitglieder der Ortswehr Wind von der Geschichte. Angespornt von der Bundesrats-Parole, die das Schweizervolk zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen hat, wittern sie eine unsaubere Sache, vielleicht sogar Landesverrat. Sie werden die Leute am Corso-Theater noch viel Ärger machen. Hilde Bertram, ehemalige Tänzerin und jetzt eine etwas heruntergekommene Garderobiere im Corso, nimmt Eva bei sich auf und hilft ihr, in die Rolle der Sängerin Summers zu schlüpfen.

Das Zustandekommen der nächsten Revue scheint gesichert. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Dabei gerät die Suche nach Joseph Schmidt etwas ins Hintertreffen. Erst kurz vor der Premiere findet Wehrli heraus, in welches Lager der Tenor gekommen ist. Als er ihn dort aufsuchen will, erfährt er, dass Schmidt erkrankt ist und sich im Kantonspital Zürich befindet. Auch dort kommen Wehrli und Eva zu spät. Schmidt ist bereits als geheilt entlassen und ins Lager Gyrenbad zurückgeschickt worden.

Aufs höchste beunruhigt, verlangt man, den behandelnden Arzt zu sprechen. Dieser wiegelt ab. In seinen Augen war Schmidt bloss ein Simulant. Die ominöse Diagnose ist kaum ausgesprochen, da trifft im Spital die Nachricht ein: Eben ist in Gyrenbad Joseph Schmidt an Herzversagen gestorben. Und in zwei Tagen soll die Premiere steigen..."

(aus: Programmheft zur Uraufführung)

 

 

Kritiken


"Und wahrlich, schliesslich hat auch die Schweiz traurige, sehr traurige Kapitel ihrer Geschichte. Das mit ihrer Flüchtlingspolitik bewirkte Leid, zum Beispiel, ist fürwahr ein trefflicher Musicalstoff. So fand es zumindest Hans Gmür, und das Opernhaus hiess das gut, aufgrund seiner bilanzgünstigen bisherigen Erfahrungen durchaus zu Recht. Und so wird denn munter und unbekümmert in einer eher dünnen, aber an sich musicalgerechten Geschichte um eine durch die Zeitumstände des Zweiten Weltkriegs erschwerte Varitéaufführung so schnell zwischenhinein zu Tra-la-la-Musik von den Leiden der Internierten und der an der Grenze Zurückgewiesenen gesungen: aufgrund des kaltschnäuzigen, aber geschäftstüchtigen Kalküls, dass im Musical noch allemal das in der Wolle der Heiterkeit und der darstellerischen Brillanz verpackte Elend anderer noch allweil Säle und Kassen gefüllt hat, solange nur keiner der Beteiligten sich echt mit der Problematik einlassen muss.

Diesmal ging allerdings die Rechnung nicht ganz auf. Da diese unsaubere, geistig-moralische Unappetitlichkeit dieses Mal nicht so brillant gekocht, gewürzt und aufgetischt wurde wie die Jahre zuvor, schmeckte es den Zuschauern nicht mehr so unbesehen, sie buhten die Schindluder treibende Szene vor dem Lager und am Schluss die für die Aufführung Verantwortlichen gründlich aus."

Richard Merz: Mittlerer Plausch garniert mit Elend. Premiere des Opernhauses Zürich im Corso-Theater. In: Zürichsee-Zeitung, Nummer 218, 20. September 1982, Seite 6.

 

 

"Hans Gmür und sein Mitautor Max Rüeger haben den erfolgsträchtigen, die damalige Asylpolitik unseres Landes scharf attackierenden Stoff zu einer munteren Mischung von Fakten und Fiktion aufgemöbelt und einige Figuren von unbestreitbarer Theaterwirkung hinzugefügt. Leider haben sie aber auch jenen sattsam bekannten Blödelton, den man etwa einer sogenannten 'Zürcher Unterhaltungsmafia' zuschreibt, kritiklos eingesetzt und damit den Unmut des eher reserviert reagierenden Uraufführungspublikums heraufbeschworen.

[...] 'Keep Smiling', gut gemeint und in der Grundtendenz durchaus lobenswert aktuell, ist an der unkritischen Selbstsicherheit des Tandems Gmür-Rüeger gescheitert und dürfte über einen mühsamen Achtungserfolg wohl kaum hinauskommen. Das ist doppelt schade. Schade einmal für die hübsche, einfallsreiche Musik von Peter Reber, die in verschiedenen Nummern [...] durchaus Ohrwurm-Qualitäten aufweist, berühmte Vorbilder geistreich abwandelt und im Orchestersound geschickt an Glenn Miller anknüpft. [...] Schade aber auch für eine beachtliche in manchen Phasen brillante Aufführung."

tt: Erfolgsträchtiger Stoff - und dennoch kein Erfolg. Uraufführung des Musicals "Keep Smiling" im Zürcher 'Corso'-Theater. In: Der Bund (Bern), 21. September 1982.

 

 

"Nachdem das Werk, insbesondere bezüglich des textlichen Inhaltes, in der 'Neuen Zürcher Zeitung' und anderswo richtige Verrisse über sich ergehen lassen musste, hat es den Schreibenden gelüstet, sich eine eigene Meinung zu bilden, und nach einem bezüglichen Abstecher nach Zürich kann das Urteil nur lauten: vorzüglich, in jeder Beziehung ausgezeichnet. Dieses Musical gehört zum Besten, was das Zürcher Opernhaus auf diesem Gebiet je geboten hat.

[...] Die Premiere mag zugegebenermassen zu lang geraten sein, aber nach Vornahme heilsamer Kürzungen dauert die Aufführung nun nach Abzug der Pause etwa zweieinhalb Stunden, mit grossartigen Bühnenbildern von Max Röthlisberger, angenehm melodiöser Musik von Peter Reber und durchwegs überzeugend agierenden Darstellern."

H.J.: Keep Smiling - eine Ehrenrettung. In Bündner Zeitung, 29. September 1982, Seite 21.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Keep Smiling". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 30. Juli 2023.