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Gefährliche Liebschaften

Musical


Musik von Marc Schubring  
Buch und Liedtexte von Wolfgang Adenberg   
Nach dem Roman von Pierre-Ambroise-Francois Choderlos de Laclos 
Orchestration von Frank Hollmann

 


Inszenierung


Uraufführung: 22. Februar 2015
Staatstheater am Gärtnerplatz im Cuvilliéstheater, München, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Musikalische Leitung: Andreas Kowalewitz
  • Regie: Josef E. Köpplinger 
  • Choreografie und Co-Regie: Adam Cooper
  • Bühne: Rainer Sinell  
  • Kostüme: Alfred Mayerhofer
  • Licht: Michael Heidinger, Josef E. Köpplinger
  • Video: Raphael Kurig, Thomas Mahnecke 


Besetzung:

  • Marquise de Merteuil: Anna Montanaro
  • Vicomte de Valmont: Armin Kahl
  • Madame de Tourvel: Julia Klotz
  • Cécile de Volanges: Anja Haeseli
  • Chevalier de Danceny: Florian Peters
  • Madame de Rosemonde: Gisela Ehrensperger
  • Madame de Volanges: Carin Filipčić
  • Azolan (Valmonts Diener) u.a.: Erwin Windegger
  • Joséfinde de Fontillac (Valmonts Geliebte) / Madame Gérard (arme Dorfbewohnerin) u.a.: Anna Thorén
  • Émilie (Prostituierte) / Nonne u.a.: Nazide Aylin
  • Julie (Tourvels Zofe) u.a.: Evita Komp
  • Christine (Céciles Zofe) / Opernsängerin u.a.: Eva Aasgaard
  • Victoire (Merteuils Zofe) / u.a.: Johanna Zett
  • Prévan (Merteuils Liebhaber) u.a.: Carl van Wegberg
  • Belleroche (Merteuils Liebhaber) / Gérard (armer Dorfbewohner) u.a.: Peter Neustifter
  • Jean (Tourvels Diener) / Comte de Gercourt (Céciles Bräutigam) u.a.: Jörn Linnenbröker
  • Steuereintreiber / Prister u.a.: Florian Hackspiel

 

 

Premierenchronik

D UA 22. Februar 2015 Cuvilliéstheater, München

 

 

Inhaltsangabe


Die Geschichte spielt in französischen Adelskreisen im 18. Jahrhundert. Die Marquise de Merteuil ist eine junge, lustige Witwe, die mit dem Vicomte de Valmont ein Verhältnis hatte, inzwischen aber alle seine Avancen, mit ihr schlafen zu wollen, ablehnt. Valmont ist ein junger Nichtsnutz, der sich darin gefällt, alle Frauen herumzukriegen, und diese danach schon bald wieder zu verlassen. Die Marquise will Valmont nun als Waffe benutzen. Er soll die 16-jährige Cécile de Volanges, die frisch aus dem Kloster kommt, entjungfern, weil diese in einem halben Jahr einen Mann heiraten soll, dem die Marquise aus Boshaftigkeit eine entehrte Frau gönnt, will dieser doch nur grundsätzlich nur eine Jungfrau zur Braut nehmen. Valmont lehnt jedoch ab, weil es ihm zu leicht dünkt. Er will lieber der Madame de Tourvel nachsteigen; er habe sich das Ziel gesetzt, dass sie, dessen Ruf so untadelig ist, sein nächstes Opfer sein soll. Die Marquise traut ihm aber nicht zu, die Ehrbare zu verführen. So schließen sie einen Pakt: Würde es ihm gelingen, würde sich die Marquise noch einmal ihm hingeben.

Dann rückt Valmont aus, belagert die Tourvel, und verliebt sich gegen seine Erwartungen in sie. Cécile wiederum begegnet dem jungenhaften Chevalier de Danceny, in den sie sich verguckt. Er jedoch zeigt sich unfähig, das bewachte Mädchen zu erobern. Durch ein Intrigenspiel der Marquise fällt sie in die Hände des Valmont, der sie nebenbei verführt und ihr die Freunden des Geschlechtsverkehrs beibringt. Sie wird schwanger, hat aber eine Fehlgeburt, so daß sie zum Schluß tatsächlich als Braut, angeblich als Jungfrau, aber eigentlich bereits heftig versaut, vor den Traualtar tritt. Die Intrige der Marquise hat funktioniert. Die Geschichte von Valmont und der Tourvel freilich verläuft anders als geplant. Auch die Frau verliebt sich unsterblich in ihn. So könnte alles gut verlaufen, aber Valmont hat eben einen verdorbenen Charakter. So nimmt er den bösartigen Ratschlag der Marquise an, die sich über seine Verliebtheit ärgert, mit der Tourvel Schluß zu machen. Daraufhin wird sie verrückt, geht ins Kloster und bringt sich um. Valmont wird von Danceny in einem Duell erdolcht, weil er erfuhr, was Valmont mit Cécile angestellt hat. Im Sterben übergibt Valmont diesem die Briefe der Marquise, die ihre Verdorbenheit dokumentieren. Danceny macht sie öffentlich bekannt, worauf es zum Skandal kommt und die Marquise in der letzten Szene eine gesellschaftliche persona non grata ist (in einer bigotten Gesellschaft).

(Wolfgang Jansen)

 

Kritiken


"Dass die Produktion trotz starker Besetzung leider dennoch ein Stück weit hinter den im Vorfeld hoch (vielleicht auch zu hoch) gesteckten Erwartungen zurückblieb, ist in erster Linie dem Duo Schubring & Adenberg selbst anzurechnen, deren Nummern vor allem im zähen ersten Akt einfach zu beliebig dahinplätschern. Vieles bewegt sich hier, dem Charakter von Choderlos de Laclos´ Romanvorlage durchaus angemessen, im unverbindlich lockeren Konversationston. Mehr als einmal erinnert das an das seelenverwandte ´Passion´ von Stephen Sondheim - dem das Duo pikanterweise seine Partitur gewidmet hat -, erreicht aber kaum je dessen Dichte. Man schreibt oder liest Briefe, schäkert miteinander, diskutiert oder plaudert munter vor sich hin, doch nur selten hebt einer der Songs richtig ab. Kaum je darf eine der Figuren im engen Korsett ihren Gefühlen freien Lauf lassen und dabei auch musikalisch ein eigenes Profil entwickeln. So hält die Frequenz der musikalischen Höhepunkte leidet nicht ganz mit den gespielten Orgasmen Schritt, die auf der Bühne etwas inflationär erstöhnt werden. [...]

Ob zwei blanke Busen und vier entblößte Pobacken allerdings heutzutage noch eine Altersempfehlung ab 15 Jahren nach sich ziehen müssen, steht auf einem anderen Blatt. Das nämnlich gibt es heute fast schon in jedem zweiten Werbespot zu sehen. Neben der weitgehend harmlosen Matrazenakrobatik - und einer angedeuteten, ´Feuchtgebiete´-verdächtigen Intimrasur für die Marquise - versteht es die Inszenierung von Gärtnerplatz-Intendant Josef E. Köpplinger, der sich mit Adam Cooper noch einen choreographierenden Co-Regisseur aus dem Londoner West Ende geholt hat, aber duchaus auch, mit subtilen Gesten und vielsagenden Blicken zwischen den Figuren Spannung zu erzeugen."

Tobias Hell: Die Liebe ist ein seltsames Spiel, Uraufführung von "Gefährliche Liebschaften" in München. In: blickpunkt musical, Ausgabe 75, Nr. 02/15, März-Mai 2015, Seite 4 - 6.

 

"Köpplinger setzt nicht auf subtile Erotik, bei der mehr angedeutet als gezeigt wird, er treibt seine Protagonisten durchaus deftig durch die Betten. Dem einen mögen es schon zu viele nackte Hintern sein, dem anderen doch noch zu viele Hemdchen darüber - vorsorglich hat man die Altersempfehlung ´ab 15 Jahren´ ausgegeben. Eingestiegen ins Stück wird jedenfalls gleich mit einem schweißtreibenden Koitus - wo Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss zum Auftakt ihres ´Rosenkavaliers´ den Liebesakt aus dem Orchestergraben klingen lassen und schon alles vorbei ist, wenn sich der Vorhang hebt, lassen es das Autorenteam und der Regisseur hier sofort richtig krachen und zur Sache gehen.

Dazu legen die unter der Leitung von Andreas Kowalewitz aufspielenden Musiker los, als gäbe es kein Morgen mehr - mit einem  Orchestertutti beginnt das durchkomponierte Werk, dessen Musik über weite Strecken im lockeren, belanglosen Konversationston dahinfließt. Aus ihm entwickeln sich ein paar gute Nummern - hervorzuheben sind Valmonts ´Allmächtig´, Merteuils ´Liebe macht uns schwach´ und das Duett ´Stark wie er Tod ist die Liebe´ von Tourvel und Valmont. Die Songs entfalten zwar keine nachhaltige Wirkung, sind aber durchaus effektvoll, gleichwohl können sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass Marc Schubrings filmmusikhafte Komposition hinter den Erwartungen zurückbleibt. Chembalo-Einsprengsel hier, disharmonische Klänge da - das mag alles  ausgesprochen kunstvoll verwoben sein, die musikalische Seite packt einen einfach nicht. Da nützen auch die immer wieder dröhnenden Crescendi (Orchestrierung: Frank Hollmann) nichts. Übrigens ist die Partitur, wie im Programmheft zu lesen, Stephen Sondheim gewidmet, und man wird auch gelegentlich an den Altmeister erinnert - etwas durch das Ende von Céciles ´Was noch alles kommt´, bei dem einem Aschenputtels finales ´I wish´ aus ´Into The Woods´ einfällt. [...]

Die aufwendige Produktion ist wieder einmal ein Beleg dafür, welche Wertschätzung das Genre Musical unter Köpplingers Intendanz am Staatstheater am Gärtnerplatz erfährt. Ob diese ´Gefährlichen Liebschaften´ von hier aus die Musicalwelt erobern, zumindest die deutschsprachige, wird sich zeigen, leicht dürften sie es nicht haben."

Gerhard Knopf: Gefährliche Liebschaften, Hitziges Intrigenspiel mit kühler Wirkung. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft172, April/Mai 2015, Seite 4 - 6.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • Gefährliche Liebschaften. Original Cast Recording, Live-Einspielung vom 22. Februar, 5. und 6. März 2015, Anything Goes Record, Deutschland 2016, AGR 22215 (2xCD).

 

Literatur

  • Choderlos de Laclos: Gefährliche Liebschaften. Übersetzung aus dem Französischen von Franz Blei, Berlin: Europäischer Literaturverlag 2016.

 

 

Kommentar


Die Deutsche Musical Akademie zeichnete das Werk und die Produktion fünf Mal mit dem Deutschen Musical Theater Preis des Jahres 2015 aus: in den Kategorien "Bestes Musical", "Beste Musik" (Marc Schubring), "Beste Darstellerin" (Julia Klotz), "Beste musikalische Gestaltung" (Andreas Kowalewitz & Frank Hollmann) und "Bestes Kostüm" (Alfred Mayerhofer).

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Gefährliche Liebschaften". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 17. Februar 2020.