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Prairie-Saloon (Mississippi-Lilly)

Western-Parodie


Musik von Lotar Olias
Buch von Heinz Wunderlich  
Songtexte von Heinz Wunderlich und Kurt Schwabach

 


Inszenierung


Uraufführung: 31. Dezember 1958
 Junges Theater, Hamburg, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Musikalische Leitung: Walter Stock
  • Regie: Hans Richter
  • Bühnenbild: Wolfgang Timm
  • Kostüme: Bühnenkostümklasse der Meisterschule für Mode, Hamburg (Leitung: J. M. Schnetzer)

 

Besetzung:

  • Jimmy: Rainer Brönneke
  • Claire: Dorothea Moritz
  • Mrs. Mary Pennywater: Maria Martinsen
  • Judy, ihre Nichte: Wiebke Papperitz
  • Bess, eine Chansonette: Verena Wiet
  • Skip: Claus Tinney
  • Butch: Volkmar Eckard
  • Pinky, Barkeeper: Bruno Vahl-Berg
  • Sheriff G. Pearson: Rudolf Möller
  • Doc: Max-Walter Sieg
  • Ein Mexikaner: Hans Haider
  • Piano-Billy: Walter Stock

 

 

 

Premierenchronik

D UA 31. Dezember 1958 Das Junge Theater, Hamburg
A EA 14. Februar 1962 Raimund Theater, Wien
CH EA ? 1967/68 Luzern
DDR EA 30. September 1973 Opernhaus, Erfurt

 

 

 

Inhaltsangabe

 
Jimmy und Claire kommen in den Saloon von Mrs. Pennywater und ihrer Nichte Judy. Trotz des städtischen Aussehens schaffen sie es in kürzester Zeit, sei es beim Pokern, Schießwettbewerben oder Schlägereien, sich gegen Halunken wie Skip und Butch in der Wild-West-Stadt durchzusetzen. So wird Jimmy, der auf der Suche nach einem Killer ist und später dem hilflosen Sheriff zu Seite steht, immer mehr und mehr ein Dorn im Auge der Gauner, die mehrmals versuchen ihn loszuwerden. Andererseits ist Jimmy angehimmelter Traumprinz für Judy und der Saloon-Sängerin Bess. Wäre da nicht Claire, mit der Jimmy gekommen ist, die die Annäherungsversuche der beiden verhindern könnte. Am Ende einer turbulenten Handlung stellt sich Claire aber als kleine Schwester Jimmys heraus, so dass dieser mit Judy den Weg in eine gemeinsame Zukunft bestreiten kann. Vor allem dann, als sich herausstellt, dass die scheinbar am Rollstuhl gefesselte Saloon-Wirtin Mrs. Pennywater der Killer und Doc ihr Kompagnon und angeblich verstorbener Ehemann ist.

(Klaus Baberg)

 

 

 

Kritiken 

 

"Das Ganze ist eine amüsante Western-Parodie, zu der Lotar Olias ein paar schmissige, zum Teil Weillverwandte Melodien geliefert hat. Schwächer wird die Geschichte nur, wenn man Logik in der Handlung verlangt und wenn offenbar wird, daß sich schon die sonst so flotte Feder des Autors gegen die – glücklicherweise seltenen – obligatorischen Sentimentalitäten gesträubt hat.

Hans Richters Regie im nun bereits traditionellen Wunderlichschen Uraufführungstheater in der Marschnerstraße hat zwar die Schießeisen geschickter in Aktion gesetzt als die Saloon-Besucher, aber die mit der zünftigen Geräuschkulisse ausgestattete Silvesterpremiere ist doch ein voller, vielbeklatschter Erfolg geworden." 

B.: Knallerei bei Mississippi-Lilly, Wunderlichs "Prairie-Saloon" im Jungen Theater uraufgeführt. In: Hamburger Echo, 2. Januar 1959.

 

"Der Abend, von Filmkomiker Hans Richter mit der ihm eigenen Klamottenfreudigkeit eingerichtet, gedieh meist mit wenig charmantem Witz und nutzte die vielfältigen parodistischen Möglichkeiten des als ´Western-Parodie´ eingestuften Stückes nur ungenügend.

Wunderlich ist offenbar ein häufiger Besucher amerikanischer Wildwestfilme. Denn die Typen, die seinen ´Prairie-Saloon´ bevölkern, sah man schon in manchen Hollywoodstreifen. […]

Heinz Wunderlich nimmt es – wie schon in seiner vielgespielten Kriminalgroteske ´Die Gesellschaft der Gänseblümchen´ – auch im ´Prairie-Saloon´ mit der Logik nie ganz genau und vermag abermals nicht, den Figuren des Spiels typischen charakteristischen Hintergrund zu gewinnen. Die Handlung der Western-Parodie ist oft reichlich verworren geraten und nimmt manche unmotivierte Entwicklung, und an der Auflösung aller Konflikte kann man keine rechte Freude finden.

Die Schlußpointe verblüfft zwar nicht kombinationsbegabte Zuschauer, paßt aber nicht zu dem Vorhergegangenen und wird so unvorbereitet serviert, daß man glauben muß, selbst der Autor habe aus den vielfältigen Verwirrungen der drei Akte keinen anderen Ausweg mehr gewußt als ein abruptes, viele Fragen unbeantwortet lassendes Ende.“

J.A.: Wunderlich-Uraufführung, Hollywood - in Hamburg parodiert. In: Die Abendpost, Frankfurt/M., 16. Januar 1959.

 

"Das war keine Premiere für Kinder oder Jugendliche, sondern eine Theatervorstellung und sogar Uraufführung für Erwachsene: Heinz Wunderlichs Western-Parodie ´Prairie-Saloon´ mit Musik und Songs. Buffalo-Bill-Romantik auf der Bühne. Mindestens alle fünf Minuten eine neue Knallerei. Man wurde wenigstens nicht müde. Der filmische Prärie-Reißer hat sich auch einen Weg auf die Bretter gebahnt. Die Bezeichnung Parodie entschuldigt und legitimiert ihn im neu eroberten Medium. Vielleicht möchte der Verfasser dem Theater neue Publikumskreise zuführen.

Hatte Heinz Wunderlich sich mit seinem Stück ´Willkommen in der Hölle´ 1957/58 in ziemlich hohe geistige Regionen (wenn auch mit wenig Glück) verirrt, so sind die mit diesem Stück beschrittenen ihm angemessener, jedenfalls weist er sich hier als trefflicher Kenner aus. Eine ungemeine Belesenheit in Wild-West-Geschichten, angefangen mit den gängigsten Drei-Groschen-Heften, spricht aus diesem Stück. Übung im Stückeschreiben hat er, erfinderisch ist er auch (erinnert sei an Wunderlichs Roman ´Wolli und Molli´), da läßt sich schon ein Gemisch wie dieser ´Prairie-Saloon´ (Untertitel: Mississippi-Lilly) zusammenbrauen. […]

Wir vergaßen noch Regisseur Hans Richter, der das einzig Vernünftige tat, diesen Prärie-Schmarren als richtigen Schmarren herauszubringen.“

Wilhelm Jacobs: Prärie-Schmarren – knallig und vergnüglich, Wunderlich-Uraufführung in Hamburg: „Prairie-Saloon“.  In: General-Anzeiger, Bonn, 5. Januar 1959.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audioaufnahmen

  • "Prairie-Saloon". Studio Aufnahme mit. u.a. Hanne Wieder, Peter René Körner, Heinz Erhard / Aufnahme des WDR (Westdeutschen Rundfunk, Köln, 1966). Edition Esplanade, Hamburg. (1xLP).
  • "Prairie-Saloon & Charley's neue Tante". Studio Aufnahme, Polydor, 1966 (1xLP).

 

 

 

Kommentar

 

Erst mit der Inszenierung vom 10. November 1961 am Berliner Theater, Berlin, erhielt die ursprüngliche "kleine" Hamburger Fassung den "größeren" Rahmen, in dem es dann von vielen Theatern im In- und Ausland gespielt wurde. 

"Prairie-Saloon" wurde in der Berliner Inszenierung am 11. Dezember 1961 im Hörfunkprogramm vom RIAS Berlin in der Reihe "Wir gehen ins Theater" ausgestrahlt. Am 25. Oktober 1964 zeigte das Deutsche Fernsehen eine Fassung mit Ingrid van Bergen als Lilly und Eckhart Dux als Jimmy in seinem TV-Programm. Am 3. März 1966 zeigte auch das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) eine Fassung mit Beate Hasenau als Lilly und Gerd Vespermann als Jimmy.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Prairie-Saloon". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 20. Juni 2021.