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Rotes Koma

Musical


Musik von Ulrich Güldner
Buch und Texte von Chris Kurbjuhn

 


Inszenierung


Uraufführung: 13. Mai 1989
Freies Schauspiel, Berlin, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Regie: Dietmar Goergen
  • Bühne: Andrej Woron
  • Kostüme: Bobo Altvater
  • Choreographie: Olivier Pascalin


Besetzung:

  • Freddy Bideller: Guido Schmitt
  • Manfred Sorge / Polizist: Hans-Dieter Heiter
  • Karla Sorge, genannt Charly: Michaela Caspar
  • Mechthild Sterr: Elke Latusek
  • Eugen Reinhardt, genannt Max: Chris Kurbjuhn
  • Dieter Prinz: Leon Brinkmann / Heiner Große
  • Advokat Winkel / Rosa Luxemburg / Der TED: Adriane Rimscha
  • Papa, Charleys Vater / Wladimir Iljitsch Lenin / Ratloser Autonomer: Albrecht Piper
  • Punks: Jürgen Hoppe / Beate Pfeiffer
  • Polizist / Esoteriker / Szenen-Yuppie / Thomas Gottschalk: Jürgen Hoppe
  • Esoteriker / Szenen-Yuppie / Kübelnde Autonome / Verzweifelter Yuppie / Beate Pfeiffer / Eine tölpelhafte Kellnerin: Beate Pfeiffer
  • Karl Marx / Aufgeregter Revolutionär / Jean-Paul Sartre: Stephan Navár
  • Nachrichtensprecher: Uwe Büschken
  • Stimme des Bundeskanzlers: Stephan Wald

 

 

Premierenchronik

D UA 13. Mai 1989 Freies Schauspiel, Berlin

 

 

Inhaltsangabe

 
"Wir schreiben das Jahr 1989. Ein Berliner Off-Theater im Bezirk Neukölln spielt aufgrund einer großen Vorliebe des Theaterleiters Manfred Sorge seit 20 Jahren nur Stücke von Jean-Paul Sartre - bis eines Tages einer der Schauspieler mit seinem selbstgeschriebenen Musical ´Rotes Koma´ hereinschneit und das Ensemble sofort für das Stück gewinnen kann. Die Hauptfigur seines Musicals, Dieter Prinz, ein 1968er Studentenrevolutionär, erscheint plötzlich höchstpersönlich im Theater, sehr zur Verblüffung des Ensembles. Dieter Prinz will da weitermachen, wo er 1968 aufhörte, rennt dabei aber gegen Wände und kann nur schwer glauben, daß die Ideale seiner Generation inzwischen längst überholt sein sollen. Nur Charly, die Frau des Theaterleiters, hält zu ihm. Nachts streift sie mit ihrem ´Prinz´ durch Kreuzberg, wird von Radikalen angemacht und kurz darauf von Polizisten zusammengeschlagen. Nun merkt auch Prinz, was die Stunde geschlagen hat. Er nimmt von nun an das Geschehen in seiner Umwelt und vor allem im Theater in die Hand und wird so zu einem neuen Leitbild für die anderen: Die Berliner Polzei läuft zu den Autonomen über, die Yuppies lassen sich von ihm überzeugen und protestieren auf den Straßen und das Musical ´Rotes Koma´ wird mit ihm in der Hauptrolle aufgeführt. Der Theaterleiter Sorge versucht vergebens, dies zu verhindern, er will endlich wieder Sartre spielen. Mitten in die heftige Debatte platzt Thomas Gottschalk, um aus dem Neuköllner Off-Theater sein ´Wetten daß´ zu senden. Er wird auf den jungen Prinz aufmerksam und bringt ihn auch gleich in seiner Sendung groß heraus, Charly quillt über vor Stolz auf ihren ´Prinzen´ und beschwört die Eifersucht ihres Ehemannes herauf, der seinen Nebenbuhler vergiftet, was kurz vorher jedoch schon der Autor des ´Roten Koma´, Freddy Bideller, getan hat, da er die Verselbständigung seiner Hauptfigur nicht mehr ertragen konnte. Charly bleibt desillusioniert zurück, während Sorge und Bideller im Gefängnis landen."

(Donato Plögert: Rotes Koma. In: Das Musical, die Musicalzeitschrift, Heft 20, Dezember 1989/Januar 1990, Seite 24.)

 

 

Kritiken


"Selbstironisch, mit einem untrüglichen Riecher für den Unterhaltungswert einer linken Geschichte und - was noch viel seltener ist - dem Gespür für die Möglichkeiten der Truppe, hat sich Goergen von Chris Kurbjuhn und Ulrich Güldner (Musik) ein Stück maßschneidern lassen. Das Gewand sitzt."

Nana Brink: Die Leiche im Keller. Das Freie Schauspiel mit dem Musical "Rotes Koma". In: Der Tagesspiegel, 18. Mai 1989.

 

"Von moderaten Song-Melodien bis hin zu eingängigem rhythmischem Chorgesang wird das Ensemble von Regisseur Dietmar Goergen allen musikalischen Anforderungen gerecht. Hervorzuheben sind vor allem Leon Brinkmann als Prinz und Michaela Caspar als seine Geliebte. Die Bühne von Andrej Woron zeigt die schmuddelige Kulisse eines Off-Theaters. Es gibt keinen Leerlauf."

chris: Marx und seine Jünger im Koma - Berliner Musical. In: Ruhr-Nachrichten, 18. Mai 1989.

 

"Es war nicht nur fällig, es war überfällig: ein Musical, das der APO seligen Andenkens ihrer Geschichte und ihren Nachwirkungen in den Medien zur Bühnentauglichkeit verhilft. Chris Kurbjuhn und Ulrich Güldner haben ein solches Musical gepuzzelt: In ´Rotes Koma´ resümieren sie mit kritischem Übermut, was sich zwischen dem Ausbruch der Studentenrebellion von 1968 und der gut honorierten Einbindung einiger ihrer Wortführer ins Establishment so alles getan hat. Daß es dabei nicht ohne drastische Verkürzungen und Pauschalisierungen abgehen kann, liegt auf der Hand. Eine Minderheit humorloser APO-Veteranen konstantiert es mit Erbitterung, die Mehrheit des Publikums mit offensichtlichem Vergnügen: Das ´Freie Schauspiel´ in Berlin, wo Dietmar Georgen die Uraufführung in Szene gesetzt hat, ist für Wochen ausgebucht."

Hellmut Kotschenreuther: Bessere Welten? Musicals in Berlin: "Rotes Koma" und "Candide". In: Stuttgarter Zeitung, 2. Juni 1989.

 

 

Medien

 
Audio

  • OC Berlin LP Frisby Records 001

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Rotes Koma". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 11. September 2020.