"SOON"

Inszenierung

Uraufführung: 30. Juli 1998  
Perner-Insel, Hallein, Österreich

• Regie: Hal Hartley
• Bühnenbild und Kostüme: Steve Rosenzweig
• Licht-Design: Jim Claybourgh
• Sound-Design: Andrew Russ
• Choreographie: The Company
• Zusätzliche Choreographie: David Neumann

Besetzung (ohne Rollenbezeichnung):  

• Gretchen Lee Krich
• Elina Löwensohn
• D. J. Mendel
• Chuck Montgomery
• David Neumann
• Miho Nikaido
• Thomas Jay Ryan

Premierenchronik

Inhaltsangabe

"'SOON' versucht vorurteilslos und dennoch skeptisch, die Situation auszuloten, in der sich ein Christ befinden muß, der den Weltuntergang herbeisehnt; denn für ihn ist die Apokalypse das Ende dieser unvollkommenen Realität und der Beginn einer gerechteren und schöneren Welt. Das Stück spielt auf die verschiedenen Probleme an, die bei einer Religionsgemeinschaft vorprogrammiert sind, die sich ihre eigenen "Propheten" erwählt und als Autorität nur Gott (wie er ihnen von den Propheten, denen sie folgen, vermittelt wird) anerkennt.

Es ist weniger eine durchgehende Geschichte über eine bestimmte Religionsgemeinschaft als vielmehr eine Reihe von Episoden um eine Gruppe von "Getreuen", die veranschaulichen soll, wie deren Glaubenssystem entstanden ist."

Hal Hartley: Gedanken zu "SOON". In: Programmheft zur Uraufführung, 1998.

Kritiken

 
"Hartley zeichnet für Text, Musik und Inszenierung verantwortlich - und er nennt "Soon" ein "Musical Play". Aber Hand aufs Herz: "Soon" ist weder ein Theaterstück, noch ein Musical - bestenfalls ein szenisches Hörspiel.

[...] Gesungen wird kein einziges Wort, es wird nur in englischer Sprache gesprochen (deutsche Übertitel). Womit wir bei der Musik angelangt wären, die dem Abend aber auch keine Glanzlichter aufsetzt. Raunende, computergenerierte Klangflächen strömen aus den Lautsprecherboxen und erinnern sehr stark an Film(untermalungs)musik. Alles in allem: Harleys "Soon" macht nicht betroffen - es langweilt nur. Ein Glück nur, daß das Stück bloß 100 Minuten dauert - aber auch die können sich ziehen."

H. G. Pribil: Der Star war das Gewitter... Salzburger Festspiele: Uraufführung "SOON". In: Wiener Zeitung, 1. August 1998.

"Denn was die Premierengäste der Uraufführung am vergangenen Donnerstag in einer Halle auf der Perner-Insel in Hallein, weit vor den Toren der Mozart-Stadt, zu sehen bekamen, war nur ein weiteres, bisweilen immerhin sehr kunstvolles Rätsel.

[...] In diesem kühl gestylten Nirgendwo agieren sieben amerikanische Schauspieler - zurechtgemacht wie eine festspielgerechte Designer-Ausgabe penibler Pietisten: protestantischer Jesus-Schick in Grau. Die Damen tragen lange Röcke und hochgeschlossene Blusen, die Herren kommen in Hose und Hemd, und doch wirkt es so, als habe man Armani für die anspruchslosen Amish People gestichelt.

Deklamiert wird englisch, und das ähnlich kunstvoll-antiquiert. Die Darsteller bedienen sich kabelloser Stabmikrofone, die sie sich oder den Mitspielern vor den Mund halten. Gesprochen wird viel, erzählt jedoch recht wenig. Das ganze knapp zweistündige Spektakel ist eine erstaunlich unspektakuläre und zugleich von aller frommen Naivität befreite Passions-Spielerei: Oberammergau fürs Avantgardevolk."

Joachim Kronsbein: Armani für die Amish People. Der amerikanische Filmemacher Hal Hartley zeigt in Salzburg ein Musikdrama über geheimnisvolle Sekten - und gibt selbst Rätsel auf. In: Der Spiegel, Heft 32 / 1998, Seite 156-157.

Kommentar

Inspiriert wurde der Avantgarde-Regisseur Hal Hartley zum Musical Play "SOOON" durch die Ereignisse um die texanische Davidianer-Sekte und deren Führer David Koresh. 51 Tage lang belagerten FBI-Agenten die Ranch der Sektenmitglieder in Waco, Texas, die ihren gemeinsamen Suizid angekündigt hatten, bis am 19. April 1993 das Gebäude gestürmt wurde. Durch ein, vermutlich von den Davidianer-Anhängern selbst gelegtes Feuer, starben 86 Personen. Nur neun Mitglieder überlebten den Massenselbstmord.

Medien / Publikationen

Audio-Aufnahmen

• "SOON". Studio-Aufnahme, 2010, Possible Filmes Music. (1xCD)

Empfohlene Zitierweise

 
""SOON"". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 17. März 2021.