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Alle helfen Lidotschka (Moskva, Čerëmuški)

Musikalische Komödie in sieben Bildern


Musik von Dimitri Schostakowitsch
Text von Wladimir Mass und Michail Tscherwinski 
Deutsche Bühnenfassung Erhard Fischer und Wilfried Serauky

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung der Originalfassung: 3. November 1962 
Theater Kleines Haus Dreilinden, Leipzig, DDR

  • Musikalische Leitung: Diether Noll
  • Regie: Erhard Fischer
  • Bühne: Jochen Schube
  • Kostüme: Eleonore Kleiber
  • Tanzeinstudierung: Waltraud Morawitz
  • Chor: Armin Oeser

 

Besetzung:  

  • Drebednjew, Abteilungsleiter für Wohnungswesen: Wolfgang Fuchß
  • Wawa, seine Geliebte: Ilha Kürten
  • Boris, sein Chauffeur: Rudolf Riemer
  • Barabschkin, Hausverwalter: Johannes Fritsch
  • Baburow, ein alter Moskauer: Paul Reinecke
  • Lidotschka, seine Tochter: Helga Pink
  • Sascha, Museumsführer: Achim Wichert
  • Mascha, seine Frau: Christa Nowak
  • Eine junge Frau: Helga-Marlis Karhan
  • Eine Bauarbeiterin: Elisabeth Heyn

 

 

 

Premierenchronik

UdSSR UA 24. Januar 1959 Operettentheater, Moskau
DDR Dspr. EA 4. Juli 1960 Platz der Jugend, Rostock
DDR Dspr. EA 3. November 1962 Theater Kleines Haus Dreilinden, Leipzig
GB EA 19. Oktober 1994 Lyric Theatre, Hammersmith London
D EA 2. Juni 2000 Theater, Regensburg
A EA 7. Mai 2005 Kammeroper, Wien

 

 

 

Inhaltsangabe

 

"Im Museum für die Geschichte und den Wiederaufbau Moskaus begleitet der Fremdenführer Bubenzow eine Besuchergruppe durch die Säle. Unter den Museumsbesuchern befindet sich auch Bubenzows junge Frau Mascha. Obwohl sie und Bubenzow nun schon mehrere Monate verheiratet sind, können sie wegen der allgemeinen großen Wohnungsnot nicht zusammen leben. Sie sind daher gezwungen, sich im Museum oder im Kaufhaus zu treffen. Boris Korezki und Sergej Gluschkow kommen in den Saal – die Freunde haben sich nach langer Trennung wiedergetroffen. Auch Korezki wartet auf die Zuweisung eines Zimmers. Als die Fremdenführerin Lidotschka den Raum betritt, beginnt Boris, der sich augenblicklich in sie verliebt, heftig mit ihr zu flirten. Aufgeregt stürmt Baburow mit der Nachricht herein, dass das Haus, in dem er und Lidotschka wohnen, eingestürzt sei. Die erschreckende Nachricht hat jedoch sehr erfreuliche Folgen: Plötzlich obdachlos geworden, sind nun nicht nur Lidotschka und ihr Vater, sondern auch die Bubenzows berechtigt, Wohnungen in den soeben errichteten Neubauten im Vorort Tscherjomuschki zu beziehen. Boris schlägt vor, augenblicklich nach Tscherjomuschki zu fahren. Kurz entschlossen und voller Vorfreude fahren alle Anwesenden im Wagen von Sergejs Chef Drebednjow zum Neubaugebiet. Indessen warten Drebednjow und seine energische Frau, die auch nach Tscherjomuschki fahren wollen, vergeblich auf ihren Wagen; wütend machen sie sich zu Fuß auf den Weg. In Tscherjomuschki herrscht Empörung über den schikanösen Hausverwalter Barabaschkin, der behauptet, das Haus sei noch nicht abgenommen worden, weshalb den verzweifelt wartenden neuen Mietern die ersehnten Wohnungsschlüssel nicht ausgehändigt werden könnten. Schließlich lassen sich Boris, Lidotschka und ihr Vater mit Hilfe eines Krans auf die Balkone ihrer Wohnungen heben. Von allen Seiten versuchen nun die neuen Mieter, in ihre Wohnungen zu gelangen. Bevor aber jeder glücklich in seinen eigenen vier Wänden leben kann, müssen noch allerlei Widrigkeiten überstanden werden. Besonders hart trifft es die arme Lidotschka, deren Wohnung sich kurzfristig noch einmal mit Schutt und Staub füllt, da ihr anmaßender Nachbar Drebednjow seine eigene Wohnung zu vergrößern beabsichtigt und einfach die trennende Wand niederreißen lässt. Doch mit vereinten Kräften gelingt es den Hausbewohnern und Bauarbeitern, Drebednjow und den bestechlichen Hausverwalter in die Schranken zu weisen. Am Ende treffen sich alle Nachbarn mit Spaten, Harken, Blumen und Setzlingen, um den neuen Garten anzulegen, und schließlich werden auch Boris und Lidotschka ein glückliches Paar."

(aus: Online-Angaben des Bühnenverlags Sikorski Hamburg, 2022)

 

 

Kritiken

 
"Die Leipziger Bearbeitung hat sich offenbar darauf beschränkt, das Original sinnvoll ins Deutsche zu übertragen und hiesiger Mentalität anzupassen. Das ist beim Text im wesentlichen geglückt. Man ist erstaunt, einem in seiner Idee und Fabelführung recht geschickten heiteren Gegenwarts-Libretto zu begegnen - war doch die 'Unspielbarkeit' von Schostakowitschs Opus bislang immer von Libretto-Fragen her her begründet worden. [...] Entweder fehlt uns wirklich das Organ zum Verständnis einer solchen Moskauer Milieu-Operette oder aber es hat ausnahmsweise einmal dem Komponisten an Phantasie gemangelt: Schostakowitschs Vertonung wirkt langatmig, gestaltlos, nicht operettengemäß.

[...] Die Leipziger Inszenierung Erhard Fischers kleidet das Werk in ein modernes, stark stilisierendes Operettengewand und damit vom Standpunkt unserer Operettentradition aus Recht. Sie enthüllt dadurch allerdings auch viele Fremdheiten und Antiquiertheiten in der musikalischen Gestalt des Werks. Musiziert wurde unter der Leitung von Diether Noll genau und frisch, voll inneren Tempos (soweit dies möglich ist). Unter den Solisten, die sich sämtlich mit Überzeugungskraft für ihre Partien einsetzten sind Helga Pink, Rudolf Riemer und Gerhard Schmengler zu nennen."

Horst Seeger: Alle helfen Lidotschka. In: Theater der Zeit, Heft 1/1963, Seite 33-34.

 

 

Kommentar

 
Am 4. Juli 1960 fand auf dem "Platz der Jugend" in Rostock unter dem Titel "Meine junge alte Stadt" eine erste deutschsprachige Fassung von "Moskva, Čerëmuški" statt. Das Textbuch schrieb "Kuba" (Kurt Barthel). Es bezog sich im Rahmen der "Ostseewoche" auf die Stadt Rostock und hatte wenig mit dem Original von Schostakowitsch zu tun.

Als "Erstaufführung der deutschen Bühnenfassung" betitelte daher das Kleine Haus Dreilinden (heute Musikalische Komödie) in Leipzig ihre Aufführung unter dem Titel "Alle helfen Lidotschka"; Premiere 3. November 1962. Die Übersetzung entsprach dem Original-Textbuch.

Die erste bundesdeutsche Inszenierung in neuer Übersetzung fand in Regensburg statt. Erstmals wurde auch der Originaltitel übernommen.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Moskva, Cheremushki". Premiere recording of the complete operetta, Russian State Symphonic Capella, Dirigent: Gennady Rozhdestvensky. Chandos Records 1997, CHAN 9591(2). (2xCD)

 

Video / DVD

  • "Cheriomushki" (engl. Titel: "Cherry Town"). UdSSR 1963, Regisseur: Herbert Rappaport, Released als DVD 2007, Universal. (1xDVD)

 

Literatur

  • Krzysztof Meyer: Schostakowitsch: Sein Leben, sein Werk, seine Zeit. Mainz: Schott 1998.
  • Stefan Weiss: Die Großstadt im Musiktheater Dmitri Schostakowitschs, Zwei Studien. In: Stefan Weiss, Jürgen Schebera (Hrsg.): Street Scene, Der urbane Raum im Musiktheater des 20. Jahrhunderts. Veröffentlichungen der Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau, Band 6, Münster u.a.: Waxmann 2006, Seite 161-188.
  • Wolfgang Jansen: From "Trembita" (1952) to "The King David Report" (1989), Operettas and musicals from European socialist countries in the repertoire of the GDR. In: Ders. (Hrsg.): Popular Music Theatre under Socialism, Operettas and Musicals in the Eastern European States 1945 to 1990. Populäre Kultur und Musik, Band 30, Münster u.a.: Waxmann 2020, Seite 143-172.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Alle helfen Lidotschka" ("Moskva, Čerëmuški"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu.

Letzte inhaltliche Änderung: 19. Juli 2023.