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Avenue Q

Musical

 

Musik und Songtexte von Robert Lopez und Jeff Marx
Buch von Jeff Whitty
Deutsche Übersetzung von Dominik Flaschka (Dialoge) und Roman Riklin (Songtexte)

 

 

Inszenierung


Deutsche Erstaufführung: 19. April 2012
Nationaltheater Mannheim, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Christiaan Crans
  • Regie: Dominik Flaschka
  • Choreografie: Jonathan Huor
  • Bühne: Simone Baumberger
  • Kostüme: Kathrin Kündig
  • Puppen: Rick Lyon

 

Besetzung:  

  • Princeton / Rod: Manuel Steinsdörfer
  • Kate Monster / Lucy: Stefanie Köhm
  • Brian: Jonathan Agar
  • Christmas Eve: Lanie Sumalinog
  • Nicky / Trekkie Monster / Bullshit Bär (Junge) / Neuankömmling: Florian Claus
  • Lavinia Semmelmöse / Bullshit Bär (Mädchen): Cornelia Löhr
  • Daniel: Martin Schäffner
  • Umzugskartons: Cornelia Löhr, Stefanie Köhm, Florian Claus

 

 

 

Premierenchronik

USA UA 19. März 2003 Vineyard Theatre, New York
GB EA 28. Juni 2006 Noel Coward Theatre, London
CH Dspr. EA 26. Februar 2011 Theater St. Gallen, St. Gallen
D EA 19. April 2012 Nationaltheater Mannheim
A EA 23. Januar 2022 Stadttheater, Mödling

 

 

 

Inhaltsangabe


Das Musical handelt von einer Gruppe von Personen, die in der fiktiven "Avenue Q" in einem der äußeren Bezirke New York Citys wohnen (die meisten Personen werden von Handpuppen dargestellt). Sie sind sehr verschieden und ihre Auftritte formen sich zu einer nur lose geknüpften Handlung. So gibt es den arbeitslosen Komiker Brian mit seiner Verlobten Christmas Eve, eine japanische Immigrantin und patientenlose Sozialtherapeutin, sowie die engagierte Kindergärtnerin Kate Monster, die einen Kindergarten nur für Monster eröffnen möchte. Oder Rod, der seine Homosexualität leugnet, und der unordentliche Nicky, die gemeinsam ein kleines Apartment bewohnen und sich ständig über dies und jenes zanken. Dann noch das zottelige Trekkie Monster, den Hausverwalter und ehemaligen Kinderstar Gary Coleman und schließlich Princeton, der gerade das College abgeschlossen hat und nach einer Wohnung sucht, ohne zu wissen, was das Leben ihm nun eigentlich bringen soll.

Zum Schluss erscheint Jesus (in der Gedankenwelt der Figuren) und verhilft Princeton zur Einsicht in den Sinn des Lebens, die praktische Nächstenliebe: helfe anderen. Somit endet das Geschichte in einer Art Happyend, im Optimismus, das Leben wird gut. 

(Wolfgang Jansen)

 

 

 

Kritiken

 
"Eigentlich steht das Nationaltheater in Mannheim nicht unbedingt für mutige neue Musicalproduktionen, aber was dem Premierenpublikum hier geboten wurde, dürfte bei so manchem Opern-Abonnenten einen kleinen Kulturschock ausgelöst haben. Die ´Sesamstraße´ für Erwachsene wurde auch bereits im Vorfeld mit der Altersfreigabe ´Ab 16 Jahren´ auf Plakaten, Eintrittskarten und im Internet beworben. Ob in Zeiten des heutigen Fernsehprogramms eine solche Freigabe wirklich erforderlich ist, sei dahingestellt. Fakt ist aber, dass es die Bewohner der ´Avenue Q´ schon ganz schön krachen lassen.

Natürlich lässt sich ein Musical wie ´Avenue Q´, das vom Wortwitz lebt, nicht eins zu eins in eine andere Sprache übertragen, aber Dominik Flaschka und Roman Riklin haben wirklich gute Arbeit geleistet. Bei allen Songs bleiben sie sehr nah am Original ohne mit überflüssigen Schüttelreimen oder Wortkreationen zu arbeiten. Einzig der Song ´Schadenfreude´ ist etwas weiter vom Original entfernt, da man dem deutschsprachigen Publikum den Begriff Schadenfreude nicht so erklären muss wie dem englischsprachigen. Auch sonst hat man das Stück für das deutsche Publikum bearbeitet: der Hausmeister wird zu Daniel Kübelböck, aus Witzen über Schwarze werden Witze über Schwule und Nicky vergleicht seinen Mitbewohner Rod optisch mit Guido Westerwelle."

Christian Heyden: Avenue Q, Vor der Haustür wartet das Leben. In: Online-Portal musicalzentrale.de, ohne Datum.

 

"Dass es sich bei dieser Produktion zwar nicht um die deutschsprachige Erstaufführung, wohl aber um eine echte ´deutsche´ Premiere handelt, ist dem Konzept des Stückes geschuldet, das nach einer Übersetzung in einer jeweiligen landesspezifischen Fassung verlangt. So finden sich in der deutschen ´Avenue Q´-Ausgabe böse Anspielungen auf Bundeskanzlerin Merkel, während Guido Westerwelle zum Objekt schwul-schwülstiger Traumfantasien wird. Natürlich ist es Rod, das ´Avenue Q´-Pendant zu Bert aus der Sesamstraße, der derlei abgefahrenen Träumen nachhängt - dass er sein ´reales´ Handpuppendasein hingegen als Anlageberater bei der WestLB fristen muss, frustriert ihn umso mehr. [...]

Das Nationaltheater Mannheim bringt diese Aufführung in Zusammenarbeit mit BB Promotion und in Co-Produktion mit dem Theater St. Gallen auf die Bühne - von dort wurden auch das Bühnenbild sowie das Lichtdesign, die Kostüme und die Choreografie übernommen. Diese bereits bewährte Einrichtung hinterlässt auch auf der größeren Opernbühne einen sehr guten Eindruck, wenngleich sich aufgrund der Gegebenheiten in Mannheim nunmehr  der unmittelbare Kontakt der Darsteller zu den Zuschauern schwieriger gestaltet. [...] Neu hingegen ist das Personal im Orchstergraben - die sechsköpfige Avenue-Q-Band, die sich aus vortrefflichen Jazz-Musikern zusammensetzt, präsentiert die vielen eingängigen Songs des Stückes unter der musikalischen Leitung von Christiaan Crans mit großem Druck und Dynamik. Leider ist jedoch der Ton unsauber und stößt ganz merklich an seine Grenzen. Hier vermisst man schmerzlich ein spezielles Sound-Design, wie es in St. Gallen zu hören war - das fehlende Problembewusstsein hierfür ist leider eine alte und scheinbar nur sehr langsam in den Griff zu bekommende Krankheit an vielen staatlichen Bühnen." 

Markus Zeller: Avenue Q, Auch in der deutschen Fassung ein großartiges Vergnügen. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 155, Juni/Juli 2012, Seite 8-9.

 

"Mit einigen Anpassungen an Deutschland kommt die politisch inkorrekte, schräge und äußerst unterhaltsame Show, die mit reichlich Witzen und Szenen unter der Gürtellinie aufwartet, unter Regie von Dominik Flaschka (´Ewigi Liebi´) ins Nationaltheater Mannheim. Dementsprechend bewegen sich die Reaktionen der Premierengäste zwischen peinlichem Schweigen und frenetischer Begeisterung, wobei Letzteres verdient überwog.

Das ist nicht zuletzt den großartigen Darstellern und ihren niedlich-frechen Puppen zu verdanken, denen es gelingt, mit lebendigem Schauspiel, großer Spielfreude, und jenseits der auf Computerbildschirmen eingespielten Comics zwischen Sesamstraße und Bart Simpson, ihre Figuren nachvollziehbar und liebenswert zu machen. Die Akteure begeisterten bereits im Theater St. Gallen, das in Kooperation mit dem Nationaltheater Mannheim und BB Promotion das Musical im Opernhaus auf die Bühne bringt. Die 5-köpfige ´Avenue Q´-Band unter Leitung von Christiaan Crans spielt die flotte Musik flüssig, wobei der Ton im 1200 Plätze-Haus am Premierenabend nicht immer das Volumen für den Saal erreichte. [...]

Unter den sieben hervorragenden Solisten, die 12 Rollen spielen und sich so agile Puppen wie Nicky und Trekkie Monster teilen, sticht Stefanie Köhm mit ihren zwei entgegengesetzten Frauenfiguren hervor: Als das liebe Mädchen Kate Monster träumt sie von einer Schule für Monster, damit diese in der globalen Gesellschaft ihren Platz finden, und verliebt sich in den naiven Princeton, der jedoch zunächst den Reizen der vollbusigen Sängerin Lucy, die Schlampe, verfällt, welche Köhm mit ebenso viel Röhre und Körperlichkeit präsentiert, wie zuvor Kate mit sanfter Kinderstimme."

Barbara Kern: So spielt das Leben, Deutschlandpremiere Avenue Q im Nationaltheater Mannheim. In: blickpunkt musical, Ausgabe 58, Nr. 03/12, Mai-Juli 2012, Seite 26.

 

 

 

Medien / Publikationen

 

Audio-Aufnahmen

  • "Avenue Q". Original Broadway Cast Recording, Studio-Einspielung, 10. August 2003, RCA 82876-55923-2RE1. (1xCD)
  • "Avenue Q", Deutsche Originalaufnahme, Studio-Einspielung, Co-Produktion des Theaters St. Gallen/Schweiz und dem Nationaltheater Mannheim/Deutschland, 2013, May Records. (1xCD)

 

Literatur

  • Wolfgang Jansen: Musicals in St. Gallen: Eine starke Marke. In: Rea Brändle (Red.): 200 Jahre Theater in St. Gallen. Hrsg.: Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur und Genossenschaft Konzert und Theater St. Gallen, Schweizer Theaterjahrbuch Band 66, Basel: Edition Theaterkultur 2005, Seite 97-116.

 

 

 

Kommentar

 
Die deutsche Erstaufführung erfolgte in Kooperation mit BB Promotion und dem Theater St. Gallen. Dabei wurde die Schweizer Inszenierung weitgehend übernommen, der Text jedoch bei den zeitgenössischen Anspielungen an die bundesdeutschen Verhältnisse angepasst.   

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Avenue Q" [Mannheim]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 22. Juli 2022.