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Brigadoon

Musical


Musik von Frederick Loewe
Buch und Liedtexte von Alan Jay Lerner  
Fassung für die Wiener Volksoper von Christoph Wagner-Trenkwitz in englischer und deutscher Sprache

 


Inszenierung


Österreichische Erstaufführung: 1. Dezember 2019
Volksoper, Wien, Österreich
 

  • Musikalische Leitung: Lorenz C. Aichner
  • Szenische Einrichtung: Rudolf Klaban
  • Choreografie: Florian Hurler
  • Schottish Coach: Doug Urquhart
  • Kostüme: Doris Engel
  • Chöre: Thomas Böttcher


Besetzung:

  • Tommy Albright: Ben Connor
  • Jeff Douglas: Jeffrey Treganza
  • Harry Beaton: Oliver Liebl
  • Andrew MacLaren: Vernon Jerry Rosen
  • Jean MacLaren: Juliette Khalil
  • Fiona MacLaren: Rebecca Nelsen
  • Meg Brockie: Jessica Aszodi
  • Charlie Dalrymple: Peter Kirk
  • Maggie Anderson: Mila Schmidt
  • Jane Ashton: Lauren Urquhart
  • Stuart Cameron: Jakob Semotan
  • Sandy Dean: Maximilian Klakow
  • Erzähler / Frank: Christoph Wagner-Trenkwitz
  • Kate: Sarah Weidinger
  • Maggie: Mila Schmidt

 

 

Premierenchronik

USA UA 13. März 1947 Ziegfeld Theatre, New York
GB EA 14. April 1949 His Majesty's Theatre, London
D Dspr. EA 10. Mai 1980 Badisches Staatstheater, Karlsruhe
A EA 1. Dezember 2019

Volksoper, Wien

 

 

 

Inhaltsangabe

 

Tommy Albright und Jeff Douglas, zwei New Yorker um die 30, sind auf einem Jagd- und Wanderausflug in den schottischen Highlands. Tommy versucht sich über die Beziehung zu seiner Verlobten Jane klarzuwerden, während Jeff, trinkfreudig wie er ist, sich seinem Freund einfach angeschlossen hat. Im Nebel verrirren sie sich im unwegsamen Gelände, folgen schließlich einem fernen menschlichen Gesang und erreichen ein idyllisch-verschlafenen Dörfchen - Brigadoon. Dort wird die Hochzeit von Jean und Charlie vorbereitet, und dort trifft Tommy Jeans Schwester, Fiona, und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Nach und nach kommen die beiden Amerikaner auch dem Geheimnis des Örtchens auf die Spur, das auf ihren Karten nicht verzeichnet ist. Sie befinden sich im Jahr 1747. Vor zwei Jahrhunderten (nach der Zeitrechnung von Tommy und Jeff) seien Hexen im Anmarsch gewesen, so erzählt ihnen der Schulleiter. Da diese mit dem Bösen im Bunde gewesen seien, habe der Dorfgeistliche um das Seelenheil der Bewohner gefürchtet. Zum Schutz habe er Gott um ein Wunder gebeten. Dieses sei auch sofort eingetreten: Brigadoon verschwand aus der Zeit und war damit nicht mehr erreichbar für die Hexen. Nur einen Tag alle 100 Jahre taucht es wieder auf, ohne dass die Bewohner die Zeitverschiebung real erleben. Für sie beginnt einfach ein neuer Tag. Und gerade an so einem Tag sind Tommy und Jeff ins Dorf gekommen. Mit dem Wunder verbunden sind freilich ein paar Regeln: Kein Bewohner darf das Dorf verlassen, sonst verschwindet Brigadoon für immer in der Ewigkeit. Von außen kann man tagsüber ins Dorf, muss es jedoch vor Mitternacht wieder verlassen. Bleiben und damit Teil des beschützenden Wunders zu werden, können nur diejenige, die jemand aus dem Dorf über alles lieben.

Harry Beaton, von unerfüllter Liebe zu Jean gequält, stört die Hochzeitsfeier und droht, das Dorf verlassen zu wollen. Er rennt auch sofort los, verfolgt von den Hochzeitsgästen, die ihn aufzuhalten suchen, um weiter zu leben. Harry stürzt in der Dunkelheit des Waldes über das ausgestreckte Bein von Jeff, prallt mit dem Kopf gegen einen Felsen und ist sofort tot. Die Dorfgemeinschaft trauert. Allmählich wird es Abend. Der Zeitpunkt rückt näher, an dem das Dorf wieder aus der Zeit fällt. Tommy ist hin und her gerissen, ob er in Brigadoon bleiben oder wieder nach New York zurückkehren soll. Jeff überredet ihn zur Rückkehr, doch in New York lässt ihn die Sehnsucht nach Fiona nicht los. Er kehrt seiner Verlobten den Rücken, reist wieder in die schottischen Highlands und erwirkt durch seine starke Liebe, dass Brigadoon kurz wieder im Nebel des Hochmoores erscheint und er zu Fiona hinübereilen kann.

(Klaus Baberg, Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken


"In Wien wurden einige Längen dadurch behoben, dass Dramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz die Handlung in ironischer, aber stets respektvoller Art zusammenfasst - er übernahm damit quasi die dadurch gestrichene Rolle des Dorflehrers Mr. Lundie. [...] Die Dialoge und Lieder wurden in Englisch (mit Übertiteln) gegeben, die Überleitungen auf Deutsch - ein sehr guter Kompromiss, vor allem auch für Leute mit geringeren Englisch-Kenntnissen.

Ein weiterer Grund für den stimmigen Gesamteindruck: fast alle Hauptdarsteller waren 'Native-Speaker', die dann wenigstens nur vom Englischen ins Schottische übergreifen mussten, was zumindest für meine Ohren sehr gut gelang. Ben Connor war ein stimmkräftiger Tommy, dessen Bariton mit den Songs weit besser zurechtkam als Gene Kelly in der Filmversion. Wunderbar auch Rebecca Nelsen als Fiona, deren schmelzender Sopran und gewinnendes Wesen kaum hinter der großartigen Kelli O'Hara aus der 'Encores'-Version zurückstanden.

[...] Hochwertig und wunderbar schottisch-verträumt auch die Kostüme von Doris Engl, einzig die Kombination von Tommys Baseball-Kappe und Jeffs Deerstalker-Hut kann ich keinem gemeinsamen Jahrzehnt zuordnen. Wie gesagt, die Musik ist natürlich der Hauptgrund für eine Aufführung von 'Brigadoon': Lorenz C. Aichner und sein Orchester begleiten die Balladen in der richtigen Lautstärke, zogen dann bei 'Bonnie Jean' das Tempo an. Die wunderbare Hintergrundmusik des Abends könnte man wahrscheinlich nicht einmal vollständig genießen, wenn man alle vier Aufführungen der leider sehr kurzen Spielzeit sehen würde.

Die schottische Atmosphäre zog sich durch den Abend wie der dichte Hochnebel durch die Wälder um Brigadoon, Lerner & Loewe schafften es unaufdringlich, das Beste aus den Welten der Operette und des Musical zusammenzuführen."

Bernd Freimüller: Brigadoon. 70 Jahre nach der Uraufführung erstmals in Österreich. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 201, Februar/März 2020, Seite 12-13.

 

"Wie es sich für eine konzertante Aufführung gehört, ist das Orchester diesmal nicht im Orchestergraben, sondern auf der Bühne untergebracht und spielt diese wunderschön melodische Musik von Frederick Loewe, die zwar einen für diese Zeit typischen Klang hat, sich aber mit leichter traditionellen schottischen Klängen vermischt. Das Orchester wird unter der musikalischen Leitung von Lorenz C. Aichner schwungvoll und melodisch dirigiert. Für die besonders aufwendigen Tanzszenen ist der hauseigene choreographische Assistent Florian Hurler verantwortlich, dem es gelungen ist, traditionelle Choreographien zu kreieren, die sich für diese Musik als ideal erweisen. Die ebenso stimmigen Kostüme schuf Doris Engl.

[...] Rudolf Klaban ist für die szenische Einrichtung zuständig. Es gelingt ihm, mit stimmungsvollen Projektionen und ganz wenigen Mitteln das wunderbare Stück so zu inszenieren, dass man fast vergisst, dass es sich hier um eine halbszenische Aufführung handelt. Das Musical lebt schon von der wunderschönen Musik und einer Geschichte, die sowohl zum Träumen verlockt als auch unterschiedliche Generationen ansprechen wird."

Ludovico Luchesi Palli: Ein schottisches Märchen erobert Wien. 'Brigadoon' als österreichische Erstaufführung an der Volksoper. In: blickpunkt musical, Ausgabe 104, 01/2020, Seite 38-39.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Brigadoon". Original Broadway Cast, Einspielung im Lotus Club, New York, am 19. und 23. März 1947, ursprünglich veröffentlicht auf 5 Schelleck-Platten, digitally remastered und neu herausgebracht 1988, RCA Victor 1001-2-RG (1xCD).
  • "Brigadoon". Studio-Einspielung, London 1992, EMI-Records, Broadway Angel, CDC 7 54481 2 (1xCD).
  • "Brigadoon". Live-Gesamtaufnahme, Volksoper Wien, 2019. Hitsquad CD 668437. (2xCD).

 

Video /DVD

  • "Brigadoon", Verfilmung mit Gene Kelly und Cyd Clarisse, USA 1954, auf DVD von Warner Home Video 2005. (1xDVD)

 

Literatur

  • Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Erzählung, Paderborn: Salzwasser 2013.

 

 

Kommentar

 

Es wurde zur Uraufführung zwar nicht angegeben, doch das Musical beruht auf der Erzählung "Germelshausen" von Friedrich Gerstäcker (Erstauflage 1859).

Die Übersetzung von Robert Gilbert geht relativ frei mit der Originalfassung um, so wurden selbst die Namen der Figuren geändert.

Die Österreichische Erstaufführung war eine halbszenische Inszenierung in englischer und deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Brigadoon" [Wien]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 10. August 2022.