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Mein Freund Bunbury

Musical

Musik von Gerd Natschinski
Gesangstexte von Jürgen Degenhardt
Text von Helmut Bez und Jürgen Degenhardt
Fei nach Oscar Wildes "The Importance of Being Earnest"

 


Inszenierung 


Bundesdeutsche Erstaufführung: 24. September 1967
Pfalztheater, Kaiserslautern, Bundesrepublik Deutschland 
 

  • Musikalische Leitung: Paul Landenberger
  • Regie: Günter Könemann
  • Bühnenbild: Peter-Andreas Schwarzlose
  • Choreografie: Elfriede Graseck
  • Kostüme: Irmgard Möller


Besetzung:

  • Jack Worthing: Sigi Kurzweil
  • Cecily Cardew: Marion Clausen
  • Algernon Moncrieff: Walther K. Stein / Lutz U. Flöth
  • Lady Augusta Bracknell: Annemarie Flägel
  • Gwendolen, ihre Tochter: Bruni Hinz
  • Frederick Chasuble, Major der Heilsarmee: Werner Wegener
  • Laetitia Prism: Irene Koch
  • Butler Jeremias / Butler John: Hans Quaiser
  • Entertainer: Günter Schulzke
  • Slim: Ernst Federlin
  • Lady Greenham: Annelies Mücke
  • Chor und Ballett des Pfalztheaters Kaiserslautern
  • Ballettsolisten: Heidi-Elke Schmidt, Marina Schörnig, Heinz Grefenkamp, Rene-Mario Kiltt

 

 

Premierenchronik

DDR UA 2. Oktober 1964 Metropol-Theater, Berlin
D EA 24. September 1967 Pfalztheater Kaiserslautern

 

 

Inhaltsangabe


"Cecily Cardew und die beiden Freunde Jack Worthing und Algernon Moncrieff versuchen, ihre Lebensumstände durch ein geheimes Doppelleben zu verbessern. Deshalb erfinden die beiden Männer einen nicht existierenden Bekannten, den sie Bunbury nennen. 

Auch Cecily, das Mündel von Jack Worthington, bunburisiert auf ihre Weise. Sie tritt, nach dem Dienst in der Heilsarmee, allabendlich als Sängerin in der Music-Hall auf. Dort lernt sie Algernon kennen, der sich in sie verliebt. Algernon lädt sie zu einer Verlobung ein. Was Cecily nicht weiß, ist, daß es sich dabei um die Verlobung ihres Vormundes Jack Worthing mit der armen, aber adligen Gwendolen Bracknell handelt. Jack will durch diese Verbindung in die bessere Gesellschaft gelangen, und die Mutter von Gwendolen, Lady Augusta Bracknell, vermutet bei Jack enorme Reichtümer.

Kurz vor Bekanntgabe der Verlobung merkt Jack, daß sein Mündel Cecily im Hause ist. Er will verschwinden. Als ihn Lady Bracknell daran hindert, verliert er die Nerven. Er gesteht der entgeisterten Lady seine fragwürdige Herkunft und verrät auch, daß die Reichtümer nicht ihm, sondern seinem Mündel gehören.

Algernon Moncrieff hat sich die Straße, in der das schwerreiche Mündel wohnt, notiert. Er weiß aber nicht, daß es sich dabei um Cecily handelt.

Am nächsten Tag begibt sich Algernon auf die Suche nach den 90 000 Pfund und stellt dabei fest, daß die Sängerin aus der Music-Hall und das Mündel Jacks ein und dieselbe Person sind.

Jack ist völlig verzweifelt. Er nimmt an, daß Gwendolen, nachdem sie erfahren hat, daß er nichts besitzt, ihn nicht mehr liebt. Aber Cecily richtet ihn wieder auf, und er entführt die ihn immer noch liebende Gwendolen. Bei dieser Gelegenheit bricht auch die Bunbury-Lüge der beiden Männer zusammen.

Am folgenden Tage wird Cecilys 25. Geburtstag gefeiert, an dem sie in den Besitz der 90 000 Pfund kommen soll. Dabei stellt sich heraus, daß sie in der Music-Hall aufgetreten ist und eigentlich dadurch ihr Erbe verloren hat. Aber durch eine List weiß sie sich das Geld zu sichern. Auch Jack Worthings Herkunft klärt sich auf unverhoffte Weise auf, und nun hat Lady Bracknell nichts mehr gegen Jack als Schwiegersohn einzuwenden."

(aus: Programmheft zur Uraufführung 1964)

 

 

Kritiken

 

"Mag auch von der geistvollen Wortakrobatik Wildes, von dem Witz und der schwebenden Leichtigkeit dieses komödiantischen Nichts englischer Gesellschaftskritik in dem ostdeutschen Musical kaum mehr etwas übrig sein, was das Trio Nastschinski - Betz - Degenhardt geliefert hat, ist es ein maßgeschneidertes Erfolgsstück für jede Bühne. Kein Tanz, kein Lied, keine Szene blieben ohne Beifall und am Schluß dauerte die Abschiedsparade im tosenden Applaus gute fünfzehn Minuten.

[...] Gewiß, dieses Musical kann kaum daneben gehen. Dazu hat es zu viele schmissige und eingängige Lieder und Melodien, mixt es zu raffiniert Evergreens und überall Gehörtes mit der musikalischen Sprache unserer Zeit, parodiert es die sentimentale Melodienseligkeit der Welt der Vorväter mit harten Rhythmen, die ins Blut und in die Beine gehen, daß das Publikum an sich halten muß, die Natschinskischen Hits nicht laut mitzusingen."

Robert Oberhauser: Glückslos für das Pfalztheater, Das Musical "Mein Freund Bunbury" hatte einen Bombenerfolg. In: Die Rheinpfalz, 26. September 1967.

 

"Kurz und bündig: wir haben ein neues Musical! Aber eines, das sich gewaschen hat, kein krampfig bemühtes und darum epigonales, sondern einen richtigen Wurf, einen Haupttreffer. 'Mein Freund Bunbury' heißt es und erlebte jetzt am Pfalztheater seine westdeutsche Erstaufführung.

[...] Aber nun deutlich: das war eine ganz hervorragende Inszenierung, zumal, wenn man an die kleine Bühne denkt mit den fehlenden Dreh-, Schiebe-, Hebemöglichkeiten! Peter-Andreas Schwarzlose hatte ein Optimum an Raumlösung gefunden, gepaart mit Geschmack (wie er über der ganzen Inszenierung lag), mit Witz, mit Farbigkeit. Am gleichen Strang hatte auch die Kostümbildnerin (Irmgard Möller) gezogen (Ballettausstattung: prächtig), auch der Maskenbildner (Adelsgesellschaft). Das Ballett war mit Feuereifer dabei (Elfriede Graseck hatte ihre ganze Phantasie walten lassen), und schon das bloße Anschauen machte Freude, es gibt am Pfalztheater wieder ein gutgewachsenes, homogenes Ballett zu bestaunen, das auch tänzerisch was kann, von den Solisten Heidi-Elke Schmidt, Marina Schörnig, Heinz Grefenkamp und Rene-Mario Kitt angefangen, die ganze Gruppe eingeschlossen."

Adolf Fischer: Wir haben ein neues Musical! Das Pfalztheater entdeckte "Mein Freund Bunbury". In: Pfälzische Volkszeitung, 27. September 1967.

 

"Bei der zweiten Aufführung spielte Lutz U. Flöth die Rolle des Algernon Moncrieff. Er ist der konkurrenzlos größte und überragende Mann des Pfalztheaters, was seine äußeren Dimensionen angeht. Aber er bringt außer seiner beachtlichen Körperlänge manch andere Qualitäten mit.

Seine jungenhafte Schlacksigkeit wirkt - abgesehen von einigen überflüssigen Handbewegungen - durch ihre legere Eleganz ausgesprochen britisch, die Sprechstimme hat sympathische Wärme, die Konversation wird intelligent und mit Herz geführt. Den Chanson- und Musicalton trifft Flöth überraschend gut. Überraschend auch deshalb, weil einige ausgesungene Töne einen Bariton verraten, der vom Haus aus vielleicht lieber in italienischen Arien schwelgen würde."

Marlott Persijn-Vautz: Man amüsiert sich auch beim zweiten Besuch, Neue köstliche Darstellungsgags im Musical "Mein Freund Bunbury". In: Pfälzische Volkszeitung, 26. Oktober 1967.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Mein Freund Bunbury". Studio-Cast, Berlin 1972, VEB Deutsche Schallplatten/Nova 8 85 031. (1xEP)

 

Literatur

  • Oscar Wilde: Bunbury oder Die Bedeutung ernst zu sein. Übersetzt von Felix Paul Greve. In: Ders.: Werke in zwei Bänden. Hrsg: Arnold Zweig, Band 2, Berlin: Knaur o.J., Seite 393-458.
  • Michael Stolle: Der Komponist Gerd Natschinski: Musical, Filmmusik und Schlager in der DDR. Hamburg: tredition 2018.

 

 

Kommentar

 
Da das Programmheft zur Uraufführung noch nicht vorliegt, stammen die Angaben zur Cast aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt. 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 

"Mein Freund Bunbury" [Kaiserslautern]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 10. August 2023.