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Carrie (Māsa Kerija)

Musicalphantasie von Klaus Harnisch


Musik von Raimonds Pauls
Text von Klaus Harnisch unter Verwendung des Musicals "Sister Carrie" (Māsa Kerija)
Libretto von Karlis Pamse / Liedtexte von Janis Peters
nach Motiven des gleichnamigen Romans von Theodore Dreiser

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 8. Dezember 1985
Landestheater, Halle, DDR

  • Musikalische Leitung: Volker Münch
  • Regie und Choreographie: Klaus Kretzschmar
  • Ausstattung: Nancy Torres
  • Chöre: Werner Kraßler

 

Besetzung:  

  • Carrie 1: Beate Lenk
  • Carrie 2: Gabriele Bernsdorf
  • George Hurstwood: Martin Köhler
  • Charles Drouet: Axel Köhler
  • Eames: Olaf Schöder

 

 

 

 

Premierenchronik

LV UA ?.?.1980 Operettentheater, Riga
DDR Dspr. EA 8. Dezember 1985 Landestheater, Halle

 

 

 

Inhaltsangabe


"Die Handlung spielt in einer Nacht des Jahres 1929 im bedeutendsten Revuetheater Chicagos.

Sie hat's geschafft, sie Carolyn Meeber, jetzt Carrie Madenda. Als Revuestar wird sie zur Frau des Jahres erkoren. Ein renommiertes Blatt will ihre Story drucken. Ihre Story. Hat sie überhaupt eine Geschichte? Die Begegnung mit dem Theaterheizer hindert Carrie, die quälende Frage wegzuschieben. In ihm erkennt sie nämlich jenen Mann, der - einst wohlsituierter Bürger - ihren Lebensweg maßgeblich beeinflußt hat. Sie greift zur Droge. Bilder der Vergangenheit steigen auf.

Das Mädchen vom Lande findet im lichterglänzenden Chicago keine Arbeit. Wird gerettet durch einen Mann, der sie in der guten Stube aufbewahrt. Schnuppert an der Seite eines zweiten, des späteren Heizers, die Bühnenluft einer Liebhaberaufführung. Ist Anlaß, daß er sich ruiniert. Verläßt ihn und rennt dem vermeintlichen Glück nach: Bühnenkarriere, Ruhm, Luxus. Übersieht dabei jenen Dritten, mit dem es womöglich anders weitergegangen wäre

Kalt ist es auf dem Gipfel und einsam. Als Carrie am Morgen fröstelnd die Garderobe verläßt, bemerkt sie nicht den auf der Bühne liegenden toten Heizer. Die Leiche wird abtransportiert, so daß die Probe pünktlich beginnen kann."

(Inhaltsangabe aus dem Programmheft zur Deutschsprachigen Erstaufführung, Halle 1985)

 

 

 

 

Kritiken

 
"Der Weg der Titelfigur, auf Theodore Dreisers im Jahre 1900 erschienen Romanerstling 'Sister Carrie' zurückgehend, wurde zeitlich um einige Jahrzehnte verlegt. Aus Dreisers Szenerie der sich aufschwingenden Großstadt Chicago Ende des 19. Jahrhunderts und der bereits von gravierenden kapitalistischen Widersprüchen geprägten New-Yorker-Jahre danach wird man nun durch einen dramaturgischen Kunstgriff von Autor Klaus Harnisch in das Jahr 1929 und das Chicagoer Revue-Theater 'Alhambra' versetzt: Die Handlung bis zu diesem Einschnitt, der Gipfel einer Karriere und Tiefpunkt einer Entwicklung zugleich ist, erfolgt in Rückblenden.

Daß die Carrie dabei von zwei Darstellerinnen verkörpert wird, liegt nicht nur am Konzept Klaus Kretzschmars a. G., Inszenierung und Choreographie, für die er verantwortlich zeichnete, auch als künstlerische Einheit zu behandeln und folglich neben schauspielerischen und gesanglichen auch hohe tänzerische Anforderungen an die Solisten zu stellen. Mit der 'Doppelung' der Figur wurde eine entscheidende inhaltliche Mitteilung der Inzenierung erlebbar: Miss Carrie Madenda, der blendende Revuestar, auf der Bühne soeben als Frau des Jahres 1929 gekürt, in ihrer Garderobe ein einsamer, in sich zusammenfallender Mensch, ist eine andere als jene, die einmal mit Heißhunger zu leben begonnen hatte.

[...] Die Kompositionen des Letten Raimonds Pauls, zu einem 'Sister Carrie' genannten Libretto von Karlis Pamse 1980/81 für das Rigaer Theater geschrieben, sind melodiös, auf sympathische (nicht billige) Weise eingängig. In den Arrangements von Herbert Benasse entwickeln sie einen modernen 'jungen' Sound."

E. H.: "Carrie" wirkt durch gute Ensembleleistung. Musicalphantasie von Klaus Harnisch am Landestheater Halle. In: Freiheit, Nr. 8, 8. Januar 1986.

 

 

"Die alte Geschichte selbst jedoch, schon allzuoft gehabt, scheint kaum der Rede wert. Warum man sie wieder bemühen mußte, bleibt das Geheimnis der Autoren, obwohl die Bühne heute nach jedem der seltenen neuen Musical-Angebote begierig greifen wird. Die Musik des Rigaers wirkt ein wenig estradenhaft, ist geschickt modern arrangiert, rhythmisch betont und melodiös gefällig, mehr nicht. Im Angesicht der jetzigen halleschen DDR-Erstaufführung würde ich insofern die recht wirkungsvolle 'Carrie'-Inszenierung des Berliner Gastes Klaus Kretzschmar allenthalben über das etwas dünnblütige Stück an sich erheben. Aus Volker Münchs nerviger und straffer musikalischer Leitung resultiert ein vielfarbig angejazzter Sound, wenn das Unterhaltungsorchester des Landestheaters seiner dirigentischen Sensibilität in der Premiere auch nicht immer zu folgen vermochte.

[..] Unter effektiver Verwendung der Hubpodien-Bühnentechnik, subtiler Ausleuchtung und des Mikroport-Raumtons hat die Ausstattung der gebürtigen Kubanerin Nancy Torres (a. G.) durch frappierend einfache Mittel (die Niagarafall-Szene) eine sehr dichte Spielatmosphäre geschaffen."

Dr. Matthias Frede: A Star's Story - wie schon gehabt. Zur halleschen DDR-Erstaufführung des Musicals "Carrie" von Harnisch/Pauls. In: Liberal-Demokratische Zeitung, Nr. 291, 12. Dezember 1985.

 

 

"Dennoch hat der lettische Musicalautor Karlis Pamse nur Motive aus Dreisers Roman verarbeitet, die tiefgreifende Sozialkritik an den Klassengegensätzen in den zur kapitalen Weltmacht drängenden USA ist ebenso ausgespart wie der Freitod des zum Bettler herabgewürdigten Freundes des Stars, George Hurstwood. 'Carrie' ist also kein tragisches Musical, wohl aber ein durchaus ernstes.

So jedenfalls stellt es sich in der soeben am Landestheater Halle mit nachhaltigem Erfolg für die DDR erst-, wenn nicht uraufgeführten Musicalphantasie von Klaus Harnisch dar, der die dem Vernehmen nach zu operettige Rigaer Fassung von 1981 genregerechter bearbeitet hat.

[...] Hier und in den völlig überflüssigen und dramaturgisch unverständlichen Zitaten in Englisch hat die auch von vielen Episodenfiguren getragene Inszenierung Schwachpunkte. Dennoch bleibt "Carrie" nach Dreiser ein ungleich glücklicheres Unternehmen als 'Goldfieber' nach Jack London, eine der Peinlichkeiten im benachbarten Leipzig. Man muß kein Prophet sein, um auf die Zukunft dieser Novität im Musiktheater der DDR zu setzen."

Georg Antosch: Totales Theater: Musical. "Carrie" nach Motiven von Theodore Dreiser am Landesthaeter Halle aufsehenerregend aus der Taufe gehoben. In: Der Neue Weg, Ausgabe 290, 11. Dezember 1985.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Māsa Kerija". Studio Cast, 1979. Baltic Records Group BRG CD 211. (1xCD).

 

 

 

Kommentar

 
Das genaue Uraufführungsdatum in Riga ist aktuell noch nicht nachgewiesen, da veröffentliche Angaben zwischen 1979 und 1980 variieren.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Carrie (Māsa Kerija)". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 6. Dezember 2023.