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Extrablatt (Windy City)

Musical


Musik von Tony Macaulay
Text von Dick Vosburgh
nach dem Bühnenstück "The Front Page" von Ben Hecht und Charles MacArthur 
Deutsche Übersetzung von Peter Zeug (Buch und Songtexte) und Hannes Brock (Buch)

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 24. September 1994 
Theater, Dortmund, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Klaus Wilhelm
  • Arrangements: Richard Kula
  • Regie und Choreographie: Janez Samec
  • Bühnenbild: Wolf-Eckhard Lange
  • Kostüme: Brigitte Otto
  • Licht: Chenault Spence

 

Besetzung:  

  • Endicott, Reporter: Erwin Bruhn
  • Murphy, Reporter: Horst Krüger
  • McCue, Reporter: Willi Welp
  • Schwartz, Reporter: Matthias Grätzel
  • Krüger, Reporter: Tom Zahner
  • Bensinger, Reporter: Peter Zeug
  • Wilson, Reporter: Paul Hoegger
  • Hildy Johnson, Reporter: Hannes Brock
  • Mollie Malloy, Earls Freundin: Betty Vermeulen
  • Natalie Lewis, Hildys Verlobte: Renée Knapp
  • Sheriff Hartman: Dieter Kaiser
  • Bürgermeister Gruber: Wolfgang Beigel
  • Walter Burns, Herausgeber: Christian Claaszen
  • Earl Williams: Hans Georg Pachmann
  • Mr. Pincus: Helmut Ehmig
  • Jenny, eine Putzfrau: Susanna Panzner
  • Gruberetten, Sekretärinnen: Claudia Heilmeyer, Susanne Panzner, Marion Wilmer
  • Oakland, ein Polizist: Uwe Goslich
  • Egelhofer, ein Psychater / Diamanten Louie, ein Gangster: Helmut Ehmig
  • Duffy: Klaus Feyerabend
  • Sergeant O'Roon / Erster Angestellter: André Bauer
  • Polizist / Zweiter Angestellter: Daniel Herzog
  • Polizist / Dritter Angestellter: Jonathon V. Bayre

 

 

Extrablatt1

V.l.: Matthias Grätzel (als Schwartz), Paul Hoegger (als Wilson), Peter Zeug (als Bensinger), Hannes Brock (als Hildy Johnson), Horst Krüger (als Murphy), Tom Zahner (als Krüger), Erwin Bruhn (als Endicott)

© WAZ-Bild / Foto: Franz Meinert; aus: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), Nr. 225, 26. September 1994.

 

 

Premierenchronik

GB UA 15. Juni 1982 Hippodrome, Bristol
USA EA 2. Februar 1984 Marriott Theatre, Lincolnshire (Illin.)
D Dspr. EA 24. September 1994 Theater, Dortmund

 

 

 

Inhaltsangabe


"Wir schreiben das Jahr 1929. Ort ist der Presseraum des Chicagoer Gefängnisses. Dort warten sieben Reporter begierig auf Neuigkeiten, denn in der Todeszelle sitzt der harmlose Anarchist Earl Williams, der unbeabsichtigt einen farbigen Polizisten erschossen hat. Parallel dazu erfahren die Reporter und Walter Burns, Herausgeber des 'Herald Examiner', eine weitere unglaubliche Neuigkeit: Starreporter Hildy Johnson, hat just seinen Job gekündigt, um mit seiner wohlhabenden Verlobten Natalie Lewis ein neues Leben zu beginnen. Ein Exklusiv-Interview aus der Todeszelle allerdings muß Johnson noch abliefern.

Da betritt eine weitere Person das Schachbrett der Verstrickungen: die stadtbekannte Prostituierte Mollie Maloy, die Freundin des Verurteilten, die in besagtem Presseraum den sensationsgierigen Reportern ein ehrlich-realistisches Bild von Williams geben möchte. Doch davon wollen die nichts wissen und benehmen sich ihr gegenüber ausgesprochen brutal. Nachdem Johnson sein Exklusiv-Interview in der Tasche hat, überschlagen sich die Ereignisse: Williams gelingt die Flucht und er findet bei Hildy Johnson, der dadurch die Story seines Lebens wittert, im Presseraum Unterschlupf. Der Gouverneur begnadigt Williams, was den zur Widerwahl kandidierenden Bürgermeister Gruber und den korrupten Sheriff Hartmann nicht daran hindert weiterhin zur politisch wichtigen Jagd auf Williams zu blasen. Mollie Malloys Treffen mit Williams endet tragisch, als sich diese vor versammelter Reportermanschaft aus dem Fenster stürzt, um vom Unterschlupf des Gejagten abzulenken. Doch ein Happy-End scheint in Sicht, denn die Bösen bekommen ihr Fett weg und Hildy macht sich mit Natalie auf den Weg in eine gemeinsame Zukunft."

(aus: Andreas Luketa: Extrablatt, Zwiespältige deutschsprachige Erstaufführung. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 50, Dezember 1994/Januar 1995, Seite 12-13)

 

 

Extrablatt2

V.l.: Hannes Brock (als Hildy Johnson), Renée Knapp (als Natalie Lewis) 

© WAZ-Bild / Foto: Franz Meinert; aus: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), Nr. 224, 24. September 1994.

 

 

Kritiken

 
"Während überall in Deutschland Hallen-Theater aus dem Boden gestampft werden, in die man dann jahrelang ganze Busladungen von Musical-Touristen in ein und dasselbe Mode-Stück lotst, gibt es auch Bühnen, die sich nun schon seit Jahren bemühen, auch unbekanntere Musicals dem Publikum zu präsentieren. Wie Dortmund, wo jetzt die deutsche Erstaufführung des englischen Erfolgsmusicals ´Windy City´ gezeigt wird. [...]

Gemäß der Maxime, daß ein gutes Musical auch ohne Lieder und Tänze noch ein gutes Stück ist, hält sich Dick Vosburghs Buch dicht am Schauspiel, orientiert sich in den Dialogen erstaunlicherweise aber nicht an der als eine der rasantesten Filmkomödien geltenden Version von Howard Hawks aus dem Jahr 1940, sondern an der viel gröber gestrickten Kinobearbeitung von Billy Wilder. [...]

Zum Gelingen des frenetisch beklatschten Musical-Abends tragen das bis ins Detail die Endzwanzigerjahre rekonstruierende Bühnenbild von Wolf-Eckhard Lange bei und die jazzigen Arrangements von Richard Kula. Als besonderen Service hält das Theater sogar eine eigene CD-Einspielung bereit."

Rolf-Ruediger Hamacher: Heiße Jagd nach den Sensationen, Dortmund spielt das englische Musicals "Extrablatt". In: Kölnische Rundschau, 30. September 1994.

 

"Das war ein schönes Spiel. Und ein Musical ist ein Musical, ist eine Fremdenverkehrsattraktion und für eine Städtische Oper wie die Dortmunder somit eine gute Gelegenheit, den Saal mal so richtig voll zu kriegen. Das Publikum jedenfalls war begeistert, es spendete bei der deutschen Erstaufführung von ´Extrablatt´ (Uraufführung 1982 in London unter dem Titel ´Windy City´) reichlich Zwischenapplaus und am Ende gab es minutenlang stehende Ovationen.

Kein Wunder, Tony Macaulay weiß halt, was ankommt. [...]

Obwohl nahezu alle Trendmusicals der letzten zehn Jahre mit allen möglichen Knall- und Spezialeffekten arbeiten, Bochums ´Starlight Express´ von Dortmund gesehen gleich um die Ecke abfahrtsbereit liegt, hat Samec überraschenderweise auf spektakuläre Elemente verzichtet. Aufwendig ist dagegen das sorgfältig gestaltete Bühnenbild (Wolf-Eckhard Lange). [...]

In dieser Kulisse rettet schließlich nicht nur unser Held den unschuldigen Mörder vor dem Strick, auch seine Verlobte versteht, verzeiht und liebt ihren Vollblutjournalisten: Ende gut, alles gut.

Warum nicht. Ein Musical ist ein Musical und keine bierernste griechische Tragödie. Das gesamte Ensemble jedenfalls kann vortrefflich singen und tanzen, besitzt in Peter Zeug, der seine Entertainerqualitäten in der Rolle eines tuntigen Reporters hübsch aufblitzen läßt, sogar einen richtigen Star. Und sieht man für einen kurzen Moment von der dürftigen Handlung und den noch dürftigeren Dialogen einmal ab, so ist die Dortmunder Inszenierung als leichte musikalische Unterhaltungskost durchaus genießbar. ´Ja, das war ein tolles Spiel´, sagte hinterher begeistert ein Premierenbesucher. ´Die Borussia ist noch nie so gut gestartet´. Leichte Kost ist eben schnell verdaulich. Nicht nur beim Bier an Dortmunder Theken."

Ernst Corinth: Gesungene Schlagzeilen, das Musical "Extrablatt" feiert in Dortmund erfolgreiche Premiere. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Datum unbestimmt, Kopie im Sammlungsbestand des Musicalsarchivs.

 

"Eine Story mit dramaturgischen Schwächen, die dennoch, mit geschickter Regiehand ausgeführt, zu einem realistischen, oftmals satirisch-bösen Spiel einlädt. Der allgemein hohe künstlerische Standard und Ideenreichtum, mit denen das Publikum des Dortmunder Theaters bisher in Sachen Musical bedient wurde, ist zu Beginn des Stückes noch allgegenwärtig. [...] Doch ob all der handwerklichen Perfektion gelingt es Janez Samecs Inszenierung nicht, dem Anspruch der Vorlage von Hecht und MacArthur gerecht zu werden.

[...] Fazit: 'Extrablatt' am Dortmunder Theater krankt an einem unzureichend ausgearbeiteten Buch, einem fehlbesetzten Hauptdarsteller und an Janez Samec, der beim Erarbeiten dieses Stückes und der Charaktere offensichtlich keine einheitliche Linie finden konnte."

Andreas Luketa: Extrablatt, Zwiespältige deutschsprachige Erstaufführung. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 50, Dezember 1994/Januar 1995, Seite 12-13.

 

Extrablatt3

V.l.n.r.: Matthias Grätzel (als Schwartz), Paul Hoegger (als Wilson) und Hannes Brock (als Hildy Johnson) 

© WR-Bild / Foto: Franz Luthe; aus: Westfälische Rundschau, Nr. 225, 26. September 1994.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Windy City". Original London Cast, 1982. EMI / West End Angel ZDM 89954. (1xCD)
  • "Extrablatt". Original Dortmund Cast, 1994. Theater Dortmund. (1xCD)

 

DVD / Video

  • "The Front Page". Erstverfilmung mit Adolphe Menjou, 1931. Synergie Ent. (1xDVD)
  • "Sein Mädchen für besondere Fälle" ("His Girl Friday"). Verfilmung von "Front Page" mit Cary Grant, 1940. Falcon Neue Medien. (1xDVD)
  • "Extrablatt" ("Front Page"). Verfilmung von Billy Wilder mit Jack Lemmon und Walter Matthaus, 1974. Plaion Pictures. (1xDVD)
  • "Eine Frau steht ihren Mann" ("Switching Channels"). Neuverfilmung im TV-Milieu mit Burt Reynolds und Kathleen Turner, 1981. KSM. (1xDVD)

 

 

 

Kommentar

 

Die Westend-Premiere in London fand am 20. Juli 1982 im Victoria Palace Theatre statt

Das Musical "Windy City" von Macaulay und Vosburgh ist nicht zu verwechseln mit dem Musical gleichen namens, welches mit der Musik von Walter Jurman, Songtexten von Paul Francis Webster und dem Buch von Philip Jordan 1946 in New Haven (USA) zur Uraufführung kam.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Extrablatt" ("Windy City"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 27. Oktober 2023.