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Gefährliche Liebschaften (Kverndokk)

Musical in zwei Akten


Musik von Gisle Kverndokk
Text von Øystein Wiik
nach dem Roman "Les liasons dangereuses" von Choderlos des Laclos 
Deutsche Übersetzung von Verena Reichel

 

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 31. Dezember 2002
Theater, Pforzheim, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Georgios Vranos
  • Regie: Philipp Kochheim
  • Bühnenbild: Philipp Kochheim / Norbert Ziermann
  • Kostüme: Ute Frühling
  • Choreographie: James Sutherland

 

Besetzung:  

  • Vicomte de Valmont: Jon Geoffrey Goldsworthy
  • Azolan, sein Diener: Matthias Pagani / Tobias Amadeus Schöner
  • Marquise de Merteuil: Llian Huynen
  • Madame de Tourvel: Nicole Nothbaar
  • Madame de Volanges: Sirkka Parviainen
  • Cecile, ihre Tochter: Minttu Pesu / Tanja Schmidt
  • Graf Gercourt, Ceciles Bräutigam: Klaus Geber / Burkhard Plettau
  • Chevalier de Danceny: Filippo Deledda / Tobias Amadeus Schöner
  • Tante Rosemonde: Gabriela Zamfirescu
  • Madame de Valcourt: Alena Klein / Angela Wollschläger
  • Monsieur de Valcourt: Spencer Mason / Frank Traub
  • Zerlina: Tanja Schmidt / Tanja Seidler
  • Don Giovanni: Jaco Venter
  • Mimi, Zofe / Celeste, Kurtisane: Dominique Braun / Christine Kästner
  • Statisterie und Ballett des Theaters Pforzheim

 

 

 

 

 

Premierenchronik

D UA 31. Dezember 2002 Theater, Pforzheim

 

 

 

Inhaltsangabe


"Die in der Öffentlichkeit unbescholtene Marquise de Merteuil will sich an ihrem ehemaligen Liebhaber, dem Grafen Gercourt, rächen. Dieser will die 15-jährige Klosterschülerin Cecile Volanges heiraten. Merteuil sieht ihre Chance gekommen: Sie will den Frauenheld Vicomte de Valmont dafür gewinnen, Cecile zu deflorieren und damit Gercourts jungfräuliche Ambitionen zu vereiteln. Doch Valmont lehnt ab, denn das augenblickliche Ziel seiner Verführungskunst ist die tugendhafte Mme de Tourvel, welche ihm einigen Widerstand entgegenzusetzen hat. Diesen zu brechen hat sich Valmont vorgenommen, um so seinen Ruhm als Meister seiner Kunst noch zu steigern. Eine unlösbare Aufgabe, meint Merteuil, und wettet mit Valmont um eine heiße Liebesnacht, dass er diesmal scheitern werde.

Als Valmont erfährt, dass Mme de Volanges, Ceciles Mutter, ihn in einem Brief bei Tourvel schlecht gemacht und damit seine Chancen geschmälert hat, willigt Valmont bei Merteuil ein, auch die Aufgabe "Cecile" anzugehen, allerdings über seinen "Lehrling" Danceny. Dieser erweist sich jedoch als zu unbeholfen – und dummerweise verlieben sich Cecile und Danceny ineinander. Das erfährt auch Ceciles Mutter, will die Tochter bis zur Heirat mit Gercourt in ein Kloster schicken, kann aber von Merteuil überzeugt werden, statt dessen in das Schloss von Rosemonde zu fahren.

Auf dem Schloss gelingt es Valmont, Zugang zu Ceciles Zimmer zu erlangen, und er verführt das Mädchen. Er wird entdeckt. Der Skandal ist da, die Heirat mit dem Grafen Gercourt scheint dahin, ebenso wie der gute Ruf der de Volanges. Doch Valmont verspricht, Stillschweigen zu wahren, sofern Mme de Volanges in einem Brief an Tourvel ihre zuvor aufgestellten, rufschädigenden Behauptungen über ihn zurücknimmt.

Der Brief zeigt Wirkung, und Valmont gelingt auch die zweite Verführung. Tourvel hat sich in Valmont verliebt, Valmont hingegen ist am Ziel und hat danach kein Interesse mehr an ihr. Danceny indessen hat von Ceciles Verführung Wind bekommen und fordert Valmont zum Duell heraus. Das Spiel der Intrigen und Verführungen setzt zu seinem finalen, blutigen Höhepunkt an..."

Inhaltsangabe Verlag Felix Bloch Erben, Berlin, 2022.

 

 

 

Kritiken

 
"Für das Stadttheater Pforzheim haben sich Gisle Kverndokk und Oystein Wiik der 'Gefährlichen Liebschaften“' angenommen. Für die neueste Musiktheater-Fassung der 'Gefährlichen Liebschaften' dachte das Duo an ein Singspiel, also eine Verbindung aus Schauspiel und Musik. So erinnert der Beginn der Ouvertüre nicht von ungefähr an 'Don Giovanni', den anderen großen Verführer. Valmont und Merteuil sitzen in der Oper, um den Fortgang ihrer Intrige zu beobachten. Gespielt wird 'Don Giovanni', allerdings nicht im Original. Aus dem Verführungsduett 'Là ci darem la mano' wird in der Musical-Uraufführung eine böse Parodie. Don Giovanni, ein herunter gekommener Macho in Lederhose, dem die bereits schwangere Zerlina die Pantoffeln hinterher wirft.

Nicht der einzige Zeitsprung in diesem Stück. Musikalisch wechselt Kverndokk geschickt zwischen Pop-Song, Arie und anzüglichem Couplet zu Cembalo-Begleitung. Harfe, Streicher, Schlagzeug, Keyboard, das Orchester ist farbenreich besetzt. Eingängig kommen die Musiknummern daher, ob Liebesduett oder Kampfsong, nur wirklich zündend wirkt keine davon. Ohne mindestens einen echten, hitverdächtigen Ohrwurm kommt aber kein Musical aus, das ein Kassenerfolg werden soll, und die 'Gefährlichen Liebschaften' sind von Kverndokk und Wiik keineswegs nur für das Stadttheater Pforzheim geschrieben worden.

Immerhin tut das Pforzheimer Ensemble alles, um aus der Uraufführung einen Erfolg zu machen. Georgios Vranos bemüht sich mit dem Städtischen Orchester Pforzheim redlich, aus der nicht gerade sprühenden Musik trotzdem Funken zu schlagen. Sehr engagiert legen sich die Darsteller ins Zeug, allen voran Lilian Huynen als intrigante Marquise de Merteuil, die sich an ihren untreuen Liebhabern rächen will. Vielleicht will sie sich als früh Emanzipierte auch an allen Männern rächen, der Text ihres Songs im ersten Akt legt das nahe. Jedenfalls singt und spielt Lilian Huynen die betrogene Betrügerin furios."

Nike Luber: Ein harmloses Vergnügen. „Gefährliche Liebschaften“ als Musical in Pforzheim. In: Oper & Tanz, Zeitschrift für Musiktheater und Bühnentanz, Ausgabe 1/2003.

 

"Auch die neue Vertonung von Gisle Kverndokk und Øystein Wiik scheint immer noch nicht die definitive Musicalversion zu sein - trotz mancher großartiger Momente wirkt sie unfertig, noch nicht zu Ende gedacht, was allerdings zum Teil auch an der Präsentation in Pforzheim liegen mag. [...] Der erste Akt hält sich zu lange bei unwichtigen Nebenpersonen auf - Madame de Volanges und Madame de Rosemonde schreiben zwar im Roman ständig Briefe, sind aber nur Berichterstatter und nicht die eigentlichen Agierenden. Neben dieser dramaturgischen Schwäche lenkt auch die Inszenierung vom eigentlichen Kern des Stoffes, der erbitterten Hassliebe zwischen Merteuil und Valmont, ab: die erste Hälfte des Abends macht mit abstrakten Gitternetz-Räumen, mit der Kombination von alten Kostümen und modernen Requisiten wie Telefon oder Staubsauger und einer überlüssigen Tanztheater-Einlage ganz auf modernes Regietheater.

[...] Bis auf ein paar routinierte Songs im typischen swingenden Kverndokk-Jazz hat der norwegische Komponist wieder eine ambitionierte Partitur geschrieben, die manchmal in sehr moderne, fast atonale Töne übergeht.

[...] Selbst wenn es eine Uraufführung unter etwas unglücklichen Umständen war - manche Opernsänger waren schlecht zu verstehen, die Regie verzettelte sich eher anstatt ein klares Konzept zu finden - so sind Gisle Kverndokk und Øystein Wiik nach wie vor ein sehr interessantes Autorenpaar mit einem ganz eigenen Stil."

Angela Reinhardt: Gefährliche Liebschaften. Eine nicht ganz gelungene Uraufführung. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 99, Februar/März 2003, Seite 24-25.

 

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Gefährliche Liebschaften [Kverndokk]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 4. Oktober 2022.