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Harlem-Melodie (Slavnost v Harlému)

Musical in drei Akten (fünf Bildern)


Musik von Alexej Fried
Text von Vojtech Cach
nach einer Idee von Tibor Sedin
Deutsche Übersetzung von Tibor Sedin
Dialog- und Bühnenfassung von Henry Braun

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 6. Mai 1962
Landestheater, Halle, DDR

  • Musikalische Leitung: Kurt Scharmacher
  • Regie: Henry Braun
  • Ausstattung: Günther Möller
  • Choreographie: Henn Haas
  • Chöre: Ernst Kramer

 

Besetzung:  

  • Tim Cooper, ein Reklameträger: Jaroslav Horal
  • Patsy, Wäscherin, seine Mutter: Ellen Weber
  • Abraham Doolittle, Barmann in Charlies Night-Club: Hans Gerstadt
  • Jonathan, methodistischer Prediger: Heinz Renner
  • Sugarlee, ein dreizehnjähriges Negermädchen: Gisela Dahle
  • Jessie, eine Negerin: Irmgard Trautmann
  • Chick, Tims Freund: Wolfgang Sommer
  • Nancy, seine Frau: Brigitte Schnaubelt
  • Jack Hamilton, Arzt: Henry Braun
  • Charlie Smith, Eigentümer der Weltagentur SMITH: Erich Heimbach
  • Bob Miller, ein Handlanger: Rolf Kernwein
  • Erster Würfelspieler: Bernhard Schneider
  • Zweiter Würfelspieler: Rudolf Kuhlisch
  • Dritter Würfelspieler: Dietrich Holfter
  • Knabe: Brigitte Krause
  • Mädchen: Monika Ziegenhorn
  • Miß Florence, Striptease-Tänzerin: Marita Hertzschuch
  • Reklameträger / Hafenarbeiter / Polizisten / Reisende / Einwohner von Harlem / Mitglieder der Wohltätigkeitsorganisationen "Rockefeller" und "Pockefeller" / Gäste in Charlies Night-Club

 

Tänze:

  • Reklameträger: Wolfgang Sommer / Peter Büttner / Günter Kirchhoff / Karl-Heinz Rozansky / Günter Seyfert
  • Cancan "Black and White": Greti Emmer / Inge Posselt-Schidek / Brigitte Gerhardt / Christa Hartmann-Marek / Ursula Heiden / Sieglinde Kaspersky / Inge Kober / Rosi Nazarek
  • Rendezvous zu Dritt: Sonja Voigt / Burkhard Lenz / Werner Wiebach
  • Finale: Gesamte Tanztruppe

 

 

 

 

Premierenchronik

CSSR UA 4. Mai 1961 Prag, Státní divadlo v Karlíne
DDR Dspr. EA 6. Mai 1962 Landestheater, Halle

 

 

 

Inhaltsangabe


"In Harlem, dem Negerviertel von New York, leben drei junge Schwarze in enger Freundschaft. Sie leiden alle unter der Mißachtung ihrer Rasse durch die Weißen. Während sich aber Chick und Jack - erster als wandelnde Reklamesäule, letzterer als Negerarzt - aus Gründen der Existenzerhaltung damit abfinden, ohne deshalb ihren schwarzen Brüdern und Schwestern jemals untreu zu werden, empört sich Tim Cooper, zentrale Figur des Musicals, in zunehmendem Maße gegen die Ausbeutungsmethoden und den Rassenhaß der amerikanischen Kapitalisten. Als Negersänger für einen Nachtclub von Reklameboß Smith engagiert, schädigt er dieses Unternehmen, indem er dort ein revolutionäres Negerlied singt und damit die striptease-lüsternen weißen Gäste schockiert, so daß sie das Lokal verlassen. Smith hetzt Tim daraufhin die Polizei auf den Hals, aber die Harlemer Neger entziehen ihn listig deren Zugriff, um ihn dann im Finale stürmisch zu feiern."

(Dr. Hans Walkhoff: Deutsche Erstaufführung: "Harlem-Melodie". In: Mitteldeutsche Neueste Nachrichten (MNN) Nr. 108, 11 Mai 1962, Seite 4.)

 

 

 

Kritiken

 
"Die Fabel des dreiaktigen Musicals 'Harlem-Melodie' von Vojtech Cach (nach einer Idee und ins Deutsche übertragen von Tibor Sedin), mit der Musik von Alexander Fried, wird in fünf lose miteinander verbundenen Bildern erzählt. Die Fassung des  halleschen Theaters des Friedens ist die dritte Bearbeitung des neuen Werkes; und es läßt sich ohne Kenntnis der beiden ersten Varianten schwer sagen, welche die beste ist. Ungewöhnlich lang ist die Exposition, die mehr als die Hälfte des Stückes einnimmt. Der Stückschluß - Solidarität der Bewohner von Harlem mit Tim - überzeugt in seinem echten Optimismus.

Offensichtlich bemüht sich Staatspreisträger Cach mit seinen 'Bildern aus Harlem', wie man das Werk auch nennen könnte, dem Theater einen interessanten Bereich zu erschließen, dessen Reiz vor allem in der Verwendung musikalischer und tänzerischer Elemente aus der amerikanischen Folklore liegt.

[...] Neu für einen Teil des Publikums ist der Begriff des Musicals, der, wie Oberspielleiter Henry Braun in einer Pressebesprechung hervorhob, einen sehr weiten Spannungsbogen zuläßt. Elemente des Negro-Spirituals, stark rhythmisch geformt, bestimmen auf weite Strecken die Musik Alexander Frieds. Aber auch das Lied, wie wir es aus der Operette kennen, kommt zu seinem Recht (zum Beispiel 'Das Lied von McCee'). Daneben erklingt noch eine weitere Gattung, der Song, wie wir ihn aus den Stücken Brechts kennen (hier die 'Ballade vom goldenen Saxophon' oder der 'Reklameträger-Song'). Einen großem Raum im Musical nimmt der Dialog, das gesprochene Wort ein. Mit anderen Worten: Das Stück - um bei 'Harlem-Melodie' zu bleiben - tendiert stark zum Schauspiel hin, und nicht von ungefähr spricht auch Tibor Sedin im Programmheft von einer 'musikalischen Komödie', was meiner Meinung nach den Kern trifft."

Karl Mennerich: Harlem-Melodie. Deutsche Erstaufführung des Musicals 'Harlem-Melodie' im Landestheater Halle. In: Freiheit, Nr. 112, 12. Mai 1962.

 

 

"Man braucht nur einmal an die Behandlung der Rassenthematik in der Abraham-Operette 'Blume von Hawai" zu denken, um schon aus dieser gedrängten Inhaltsangabe zu erkennen, daß die 'Harlem-Melodie' viel realistischer und gesellschaftlich fundierter ist, daß ihre Autoren eindeutig für den Fortschritt Partei ergreifen. Natürlich tun sie das im Rahmen und mit den Mitteln des Musicals, also der heiteren Muse, und deren nahtlose Verbindung mit der ernsthaften Grundproblematik ist nicht immer leicht. wenn sie trotzdem im wesentlichen als gelungen erscheint, so vor allem deshalb, weil die Neger-Folklore in Musik und Tanz geschickt zu einer sehr farbigen beweglichen Darstellung herangezogen wurde, weil Humor und Komik nicht auf der oft anzutreffenden Operetten-Blödelei beruhen, sondern sehr plastisch aus dem realen Alltag des Volkes, aus echter naiver Lebensfreude der Neger erwachsen.

[...] Kurt Scharmacher (musikalische Leitung) und das sehr wendig spielende Orchester erwiesen sich als sichere, einfühlsame Interpreten dieser eigenwilligen Musik. Auch die besonders wichtigen Chöre (Einstudierung: Ernst Kramer) kamen mit all ihren Besonderheiten zu starker Wirkung. Henry Braun (Inszenierung und Bühnenfassung der deutschen Erstaufführung) hat die fern aller Operettenschablonen liegenden ganz anders gearteten und weitaus schwierigen Inszenierungsprobleme, die das Stück aufwirft, in wirklich imponierender Weise feinfühlig bewältigt."

Dr. Hans Walkhoff: Deutsche Erstaufführung: "Harlem-Melodie". In: Mitteldeutsche Neueste Nachrichten (MNN) Nr. 108, 11 Mai 1962, Seite 4.

 

 

"Die Musik in diesem 'Musical' beschränkt sich auf die sogenannten 'heißen Rhythmen', von der Musik allein hätte das Bildwerk aus Harlem kaum seinen gebührenden Platz im Landestheater zu suchen. Aber der Szeneninhalt geht über die rein tänzerischen Rhythmen hinaus und stimmt, wie schon gesagt, auch zur Nachdenklichkeit. [...] Die einzelnen Bilder sind von Günther Möller sehr eindrucksvoll aufgebaut, sie sind realistisch bis ins Kleine.

[...] Von den Tanzszenen (Henn Haas) mag der einst hochberühmte und als äußerst anstößig empfindende 'Cancan' gut gefallen, weniger das 'Rendezvous zu Dritt', weil hier das Publikum auf der Bühne fehlt und die getanzten Figuren wenig abweichen von den im 'Odysseus' gezeigten.

Die vielen Personen der Bilderbogen sind bis auf zwei natürlich von dunkler Hautfarbe. Und alle machen ihre Sache vortrefflich. [...] Es lohnt sich, den Harlemer Bilderbogen anzusehen und anzuhören. Das Milieu ist lehrreich und amüsant zugleich, fast könnte man meinen, der Neger werde hierbei doch ein wenig zu sehr dem Belächeln anheimgegeben. Aber es liegt eine große Wahrheit zugrunde und sie in solcher Gestalt vorgesetzt zu bekommen, bedeutet für die Autoren eine Anerkennung. Das Premierenpublikum sparte nicht mit Beifall."

So.: Bilder aus der Negerstadt Harlem. Zur deutschen Erstaufführung des Musicals am Landestheater. In: Neuer Weg (Halle), 14. Mai 1962.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Harlem-Melodie (Slavnost v Harlému)"]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 4. Dezember 2023.